Das ‚Dritte‘ in Beziehungen
Hört man der Unterhaltung zwischen zwei Freunden und zwischen zwei Freundinnen aufmerksam zu, so fällt ein wesentlicher Unterschied auf: Die Frauen unterhalten sich übereinander oder über Andere, die Männer über etwas Drittes. Männer stellen untereinander Nähe her, indem sie sich über etwas unterhalten, was sie beide interessiert: über Fußball, den Beruf, über Motoradfahren, Autos und Angeln, sehr selten aber über Leute und die über Anwesende. Frauen bauen diese Nähe her, indem sie über sich sprechen.
Unterschiede zwischen Frauen- und Männerfreundschaften
Deshalb sind Frauen- und Männerfreundschaften sehr unterschiedlich. Bei Frauen muss alles stimmen, eine Freundin muss in jeder Beziehung passen., damit eine Freundschaft etsteht und hält. Bei Männern gibt es enge Freundschaften, die nur zu einem bestimmten Thema geschlossen wurden: „Mein Motorradkumpel weiß alles über Motorräder, man kann sich prima mit ihm unterhalten. Aber ansonsten ist er ein ziemlicher Idiot.“ Das stört nicht weiter, denn er ist der Freund fürs Motorradfahren. Bei Männern haben Unterhaltungen und Freundschaften immer einen bestimmten, sachlichen Zweck, bei Frauen geht es um soziale Bindungen, um Nähe, Wärme und Verständnis füreinander.
Wenn das so ist, wie können dann Frauen und Männern sich miteinander unterhalten, eine Freundschaft oder gar eine Ehe schließen? Das ist tatsächlich ein Problem, an dem viele Ehen kranken.
Freundschaften zwischen Männern und Frauen
Es geht eigentlich nur, indem einer die Unterhaltungsart des anderen lernt. Bei Ehen gibt es genug sachliche Probleme, auf die man ausweichen kann: die Kinder, das Haus, Geldprobleme. Irgendwann aber sind die Kinder aus dem Haus, das Haus abbezahlt, das Einkommen gesichert. Nähe lässt sich mit sachlichen Themen also nicht mehr herstellen. Beide Partner wünschen sich aber Nähe (ja, auch die Männer!), und wenn sie fehlt, wird die Ehe schal. So stellt der Mann Nähe zu anderen Männern her, die das gleiche Hobby wie er haben – und dieses Hobby kann durchaus der Beruf sein. Frauen finden die Nähe zu ihren Kindern oder Enkeln oder zur besten Freundin. Die Ehe verkommt mehr und mehr zur reinen Zweckgemeinschaft.
Warum ticken Männer so sonderbar?
Eine interessante Frage ist, warum Männer bevorzugt Kontakte über etwas Drittes herstellen können, vor allem, wenn es um Kontakte zu anderen Männern geht. Ehrlich gesagt, weiß ich das auch nicht genau. Ich vermute aber, dass das aus einer Zeit stammt, in der Männer sich zusammengetan haben, um zu jagen. Das war gefährlich, wenn man große Tiere jagte, und jeder musste sich auf den Anderen verlassen können. So war die Begabung des Anderen zur Jagd gefragt, ob er in anderer Beziehung ein Idiot war, war unwesentlich. Als später zu den Aufgaben der Männer noch der Krieg hinzukam, wurde dieses Verhalten noch mehr benötigt.
Männer durften also bei ihren Beziehungen zu anderen Männern nicht allzu wählerisch sein. Denn sie waren auf die Fähigkeiten des Anderen angewiesen. Und so haben sie verlernt, enge soziale Bindungen zu knüpfen, die über den Zweck der Zusammenarbeit hinausgingen, denn bei einem Jagdtrupp oder einer Kriegergemeinschaft hätte das nur zu Spannungen geführt. Schließlich hatten sie auch verlernt, solche Beziehungen zu Frauen zu knüpfen, und so kam der Spruch auf: „Wahre Freundschaft gibt es nur unter Männern.“ Das ist natürlich himmelschreiender Unsinn.
Aber es gibt Hoffnung
Immer mehr Männer sind heute in der Lage, ihr Bedürfnis nach engen, gefühlsbetonten Beziehungen zu spüren. Auch unter Männern gibt es inzwischen den „besten Freund“, analog zur „besten Freundin“ der Frauen. Trotzdem ist es für Männer immer noch schwierig, solche Bindungen zu knüpfen, weil sie nicht gelernt haben, wie das geht. Sie müssen es also neu lernen, und dabei machen sie Fehler wie jeder, der eine neue Fertigkeit lernt. Es ist also für Männer schwierig und anstrengend, weil Natur, Erziehung und Sozialisation dem entgegenstehen. Ich glaube aber, dass es möglich ist, und dass dieses neue Verhalten erlernt werden kann.
Dazu braucht es allerdings die Hilfe anderer Männer, die auf diesem Weg schon weiter sind, und das Verständnis der Frauen. Durch Schimpfen und Vorwürfe lernt niemand etwas. Man lernt nur das, wovon man sich einen Vorteil verspricht und an dem man Freude hat. Schimpfen und Vorwürfe erzeugen Schuldgefühle und Trotz, aber keine Freude.
Auch Frauen dürfen lernen, dass Unterschiede in der Kommunikation bestehen und worauf diese beruhen. Es ist nicht der böse Wille der Männer, der diesen Unterschied macht. Und manchmal ist es ja ganz interessant, sich über etwas Drittes zu unterhalten – auch dabei kann man sich wohl fühlen.
Wenn Sie Probleme in Ihrer Paarbeziehung haben, ich helfe gerne – Männern, Frauen und auch Paaren. Kontaktieren Sie mich, ich bin preiswerter als ein Scheidungsanwalt!
Disclamer
Ich weiß natürlich, dass Männer sich von anderen unterscheiden, so wie sich Frauen untereinander unterscheiden. Ich habe hier also grob vereinfacht, um möglichst kurz darstellen zu können, worauf es mir ankommt. Ich hoffe, ich bin damit in kein allzu großes Fettnäpfchen getreten.