Die Systemische Aufstellung ist eine Weiterentwicklung des Familienstellens, das vor allem durch Hellinger bekannt wurde, wobei ich als systemisch Aufstellender die übergriffigen Methoden von Bernd Hellinger ablehne.
Grundsätzlich werden beim Stellen Stellvertreter für Personen oder andere Elemente des betrachteten Systems aufgestellt, die durch die sog. „repräsentierende Wahrnehmung“ ihrer Rollen in der Lage sind, Relationen unter den Elementen darzustellen. Der Klient wird zu Beginn selbst nicht aufgestellt, sondern durch einen Stellvertreter, den sog. „Fokus“ repräsentiert. Der Klient hat somit die Möglichkeit, das System von außen zu betrachten und Zusammenhänge und Verstrickungen besser zu erkennen.
Das Aufstellen der Stellvertreter wird „Stellungsarbeit“ genannt, vom Coach initiierte Interaktionen zwischen den Stellvertretern „Prozessarbeit„. Ein weiteres Mittel ist eine später rückgängig gemachte Änderung der Position einzelner Stellvertreter durch den Coach, „Test“ genannt, durch die die Beziehungen unter den Stellvertretern klarer werden.
Kann man mit Aufstellungen die „Wahrheit“ erkennen?
Bei der Aufstellungsarbeit ist es völlig unerheblich, ob sie der „Wahrheit“ entspricht, es interessiert nur, wie der Aufstellende – also der Klient – die Situation erlebt und bewertet. Wenn ein Klient also zum Beispiel seinen Vater als einen harten Menschen sieht, kann es durchaus sein, dass ein Geschwister das genaue Gegenteil über den gleichen Vater sagt, und beide haben Recht. Denn die „wirklich wahre Wirklichkeit“ gibt es nicht, es geht darum, wie Menschen die Realität erleben und erlebt haben, und nur mit diesem Erleben kann gearbeitet werden. Auch können wir mit einer Aufstellung nicht „herausbekommen“, ob zum Beispiel die Großmutter wirklich von ihrem Bruder um ihr Erbe gebracht wurde, wir können höchstens erkennen, wie der Klient über diese Frage empfindet. Das sogenannte Wissende Feld kennt nur das subjektive Wissen des Klienten.
Scharlatanerie oder „Wundermittel“?
Aufstellungen wurde lange von den einen als Wundermittel in den Himmel gehoben und von den anderen als Scharlatanerie verteufelt. Verantwortlich für letztere Auffassung ist vor allem das Vorgehen von Bert Hellinger, der durch seinen autoritären Umgang mit Patienten, seine selbstgewissen Deutungen und sein patriarchalisches Weltbild die Methode in Verruf gebracht hat. Weil er aber die Methode bekannt gemacht hat, wurde sie oft mit ihm identifiziert. Inzwischen wurde sie von anderen weiterentwickelt und aus ihrer Verengung gelöst. Inzwischen wurde auch eine groß angelegte DFG-Studie in Heidelberg durchgeführt (Weinhold et al., 2013/14), die die Wirksamkeit der Methode nachweist, wenn erfahrenen und seriösen Aufsteller sie begleiten. Sie wirkt nicht immer und bei jedem Klienten, ihr Einsatz ist also zu prüfen. Sie kann nur eine unter mehreren Methoden sein.
Systemisches Stellen
Die Weiterentwicklung beim Systemischen Stellen besteht vor allem darin, dass dabei nicht nur Personen gestellt werden, sondern auch andere, nonpersonale Elemente des Systems, in dem sich der Klient bewegt. Das könnte z.B. „das Problem“ oder „das Ziel“ oder „die Lösung“ sein. Der wesentliche Unterschied zum Familienstellen besteht aber darin, das es ein konstruktivistisch–systemisches Verfahren ist. Insa Sparrer und Mathias Varga von Kibéd haben die systemische Aufstellung mit ihrer systemischen Strukturaufstellung (SySt®) auf völlig neue Beine gestellt.
Organisationsaufstellung
Eine weitere Art des Stellens ist die Systemische Organisationsaufstellung, bei der Firmen, Abteilungen oder andere Organisationen aufgestellt werden, um Ursachen für Probleme herauszufinden oder Konsequenzen von organisatorischen Änderungen im Voraus zu erforschen.
Das alles klingt sehr kompliziert und ist es auch, wenn man die Methode theoretisch durchdringen möchte. (Hierzu empfehle ich die Bücher von Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer) Sie ist aber in ihrer Anwendung ausgesprochen praxisnah und für den Klienten sofort einleuchtend. Vor allem die Qualität repräsentative Wahrnehmung ist von Leuten, die selbst noch kein Stellen erlebt haben, nur schwer nachzuvollziehen. Die Wissenschaft hat dieses Phänomen bisher noch nicht verstanden, weshalb die ganze Methode von einigen Psychologen insgesamt abgelehnt wird. Aber sie funktioniert, von daher ist es mir egal, ob sie von allen Therapeuten anerkannt wird.
Einzelaufstellung
Übrigens funktioniert die Methode nicht nur mit Stellvertretern, sondern auch als Einzelaufstellung mit sog. Bodenankern, also Gegenständen, die auf den Boden gelegt werden und dort ein Element repräsentieren. Weiterhin kann man auch ein sog. Stellbrett, einem Brett mit symbolischen Figuren, wie sie oben im Bild dargestellt sind, nutzen. Dadurch ist es möglich, auch dann zu stellen, wenn keine anderen Personen als Stellvertreter anwesend sind oder aus Gründen der Vertraulichkeit des Themas niemand anderes anwesend sein soll.