Katastrophendenken nimmt unseren Verstand gefangen
Katastrophendenken nimmt unseren Verstand gefangen, nimmt ihn als Geisel und entführt ihn in tiefe, dunkle Abgründe. Es raubt uns die Kraft und das klare Denken, Es lässt unser Leben nur noch aus Ängsten, Befürchtungen und Selbstzweifeln bestehen.
„In meinem Leben habe ich unvorstellbar viele Katastrophen erlitten. Die meisten davon sind nicht eingetreten.“ (Mark Twain)
Durch das Katastrophendenken haben wir Angst vor furchtbaren Dingen, die irgendwann in der Zukunft passieren könnten. Und je mehr Angst wir haben, umso wahrscheinlicher erscheint uns der drohende Schicksalsschlag, umso weniger scheinen wir unserem Schicksal entrinnen zu können.
Angst erzeugt Stress
Katastrophendenken macht uns Stress. Wir erleiden die Folgen der schrecklichen Apokalypsen, auch wenn sie nicht eintreten. Sie werden durch unsere Furcht vor ihnen so real, als seien sie schon eingetreten. Wie können wir uns von diesem Katastrophendenken lösen? Warum lässt unser Geist die Angst vor imaginären Ereignissen zu, obwohl sie doch so schädlich für uns ist?
Dieses Verhalten entstand durch evolutionäre Prozesse. Unser Verstand hat die Aufgabe, uns am Leben zu erhalten. Er sucht deshalb fast zwanghaft nach Gefahren, die möglicherweise auf uns zukommen könnten, damit wir uns rechtzeitig auf sie vorbereiten können. Unsere Phantasie hilft ihm dabei.
Stress erzeugt Gedankenleere
Früher waren diese Gefahren real, es war gut, einen Plan zu haben und vorbereitet zu sein, wenn der berühmte Säbelzahntiger kam. Sich vorzustellen, wie er auftaucht und wie man dann reagiert, war damals nicht nur hilfreich, sondern geradezu eine Notwendigkeit. Heute aber leben wir in einer Welt mit wenigen konkreten Gefahren für unser Leben – vor allem können wir uns auf die verbleibenden Lebensgefahren kaum vorbereiten. Diese Hilflosigkeit, gepaart mit Panikmache vor allem in sozialen Medien lässt uns vor Angst erstarren.
Und dann kommen die Populisten, die Gesundbeter, die uns für die Panik, die sie selbst geschürt haben, eine simple Lösung anbieten:
- Atomkrieg? Man muss nur Prepper sein!
- Arbeitslosigkeit? Ausländer raus!
- Finanzkrise? Entmachtet das internationale Finanzjudentum! (Hat ja schon mal einer gesagt.)
- Importüberschuss? Schutzzölle müssen her!
- Ich verstehe die politischen Zusammenhänge nicht mehr? Raus aus der EU!
- Keine Aufstiegschancen? Frauen, zurück an den Herd!
- Die Frau läuft mir weg? Zurück zu christlichen Werten!
- Die Deutschen sterben aus! Pille und Abtreibung verbieten!
Panik findet keine Lösung
Das vage Unbehagen macht keinen Unterschied zwischen realen und eingebildeten Gefahren, beide erscheinen uns gleich bedrohlich. Unser Gehirn geht in den Panik-Modus. Ein Adrenalinschub überschwemmt uns, unser gesamter Organismus arbeitet auf Hochdruck, doch gleichzeitig im Leerlauf.
Die entscheidende Frage, die wir uns im Panik-Modus stellen sollten, ist: „Was wäre wenn …“ Aber vor lauter Angst wagen wir nicht, uns diese Frage zu stellen oder wir können sie nicht durchdacht beantworten. Wenn unser Verstand von Panik fast lahmgelegt wird, sollten wir mehrmals tief durchatmen und uns genau diese Frage zu beantworten versuchen, und zwar jede dieser Fragen mit maximal einem Satz:
- Was wäre das Schlimmste, was passieren könnte?
- Wie geht die Katastrophe im besten Fall aus?
- Wie wahrscheinlich ist diese Katastrophe?
- Wie wahrscheinlich ist der schlimmste, wie wahrscheinlich der beste Fall?
- Hat die Katastrophe auch gute Seiten?
Was hilft noch gegen Katastrophendenken?
Wenn das zu wenig hilft, sagen Sie „Stopp!“ zu Ihrem Gedankenkarussell. Erst wenn das anhält, können Sie sich auf die Katastrophe angemessen vorbereiten – sofern das dann überhaupt noch nötig ist. Eine gute Antwort auf die Frage, wie wir uns vorbereiten, kann nämlich durchaus sein: „Nichts!“. Wenn wir das als die beste Maßnahme erkannt haben, z.B. weil die Katastrophe sehr unwahrscheinlich ist oder ihre Auswirkungen sehr gering, können wir auch vom Katastrophen- in den Alltagsmodus zurückschalten. Machen wir uns klar, dass wir im „Hier und Jetzt“ sind und was die nächste sinnvolle Maßnahme ist. Aus der Distanz betrachtet, können wir uns immer noch überlegen, was wir gegen sie möglicherweise unternehmen könnten. Aber wir sind nicht mehr getrieben, unsere Vorstellungen rauben uns nicht mehr den Atem. Allein die Gewissheit, dass das Leben auch nach den meisten Katastrophen weitergehen wird, beruhigt.
Die eigentliche Befürchtung
Frage Dich auch, was die eigentliche Befürchtung ist, was ist die Angst hinter der Angst. Im Panik-Modus verfallen wir nämlich in unser Verhalten aus der Kindheit. Wir haben dann Angst vor Kritik, vor Verurteilungen oder Zurückweisungen. Wir fürchten Peinlichkeiten und Liebesverlust, wir glauben, nicht mehr wertvoll zu sein.
Wenn Du einen Fehler machst und der sich katastrophal auswirkt, bist Du deshalb kein Versager. Baue eine gute Beziehung zu Dir selbst auf, werde Dir Deiner Ressourcen bewusst. Wenn Du in Dir selbst ruhst, kommst Du auch mit anderen klar.
Suche nach Ressourcen
Schau Dir an, welche Katastrophen Du überlebt hast, und ob deren Überwindung wirklich so hart war, wie Dir die Überwindung der jetzigen erscheint. Obwohl die Dinge hart waren, schwierig und vielleicht sogar schmerzlich, hast Du das Desaster überlebt. Du hast alle Katastrophen überlebt, sonst würdest Du nicht hier stehen. Sie haben Dich vielleicht sogar stärker gemacht. Und vielleicht haben sie Dir die Hochachtung Deiner Umgebung eingebracht.
Deshalb bist Du jemand, der harte Zeiten besiegt, der überlebt. Du bist ein Sieger! Und Du wirst auch zukünftige schwere Zeiten überleben, denn Du hast bewiesen, dass Du das kannst.