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Der vorherige Blog beschäftigte sich mit der Natur des Narzissmus

Narzissmus und Sucht

Ein Mensch mit einer narzisstischen Störung kann durchaus außerordentlich erfolgreich sein und sogar freundlich erscheinen, unbewusst will er aber immer von Anderen bestätigt werden, um so sein labiles Selbstwertgefühl zu stabilisieren. Erhält er diese Bestätigung nicht, wird er für andere, aber auch für sich selbst zur Gefahr.

Die für narzisstische Störungen notwendige Stabilisierung kann durch psychotrope Substanzen wie Alkohol und andere Rauschmittel erreicht werden, die zu Beginn der Abhängigkeit als Selbstmedikation verwendet werden. Es gibt zwar immer einen Grund, diese Substanzen zu konsumieren, aber die besondere Unsicherheit und Vulnerabilität des Selbstwertgefühls lassen Narzissten besonders oft zu Flasche oder anderen Mitteln greifen. Das kann dann in kurzer Zeit zur Sucht werden.

Narzissten sind also besonders gefährdet, was den Missbrauch von Alkohol und anderen Drogen angeht. Sie sind auch anfällig für nicht-stoffliche Süchte wie Spiel- oder Arbeitssucht. Sie kompensieren damit vor allem die unsicheren Bindungserfahrungen ihrer Kindheit und ihr übermäßiges Verlangen nach Anerkennung, das von niemandem befriedigt werden kann. Allerdings treiben sie so den Teufel mit dem Beelzebub aus, denn diese Verhalten stabilisieren zwar kurzzeitig das grandiose Selbstwertgefühl, mit dem Kater schlägt das aber in ein tiefes Minderwertigkeitsgefühl um. Diese negativen Emotionen müssen dann bearbeitet werden, was in der Regel nur durch erhöhten Drogen-Konsum erreicht wird. Das führt schnell in die Sucht, und eine Sucht führt in der Regel zu Depressionen, die Sucht und Narzissmus perpetuieren.

Narzissmus und Macht

Der pathologische Narzisst stellt und behandelt Sachfragen nicht um der Sache Willen – dazu ist nur der gesunde Narzissmus fähig – sondern ihm geht es nur um die Frage, ob er andere in seinem Sinne beeinflussen kann, also um die Machtfrage. Dabei wird er natürlich vorgeben, seinen Standpunkt nur deshalb durchsetzen zu wollen, um die beste Lösung für alle zu erreichen. Da er andere geschickt manipulieren kann, ist sein wahres Motiv oft nicht sofort zu erkennen, allerdings kann er es im wiederholten Fall auf Dauer nicht verstecken.

Die Eltern-Kind-Interaktionen prägen das Verhältnis eines Menschen zur Macht:

  • Wurde der Wille des Kindes durch Anwendung schwarzer Pädagogik gebrochen, Identifiziert sich das Kind später mit der mächtigen Bezugsperson und wird selbst zum Despoten, oder es sucht sich aufgrund seines Wiederholungszwangs erneut die Demütigung durch
  • Wurden dem Kind hingegen zu viel Kontrolle über die Bezugspersonen eingeräumt, hat es gelernt, durch Manipulationen, Zwang, Gewalt oder andere Mittel Macht zu erlangen und auszuüben.
  • Ein Kind, das einen ausgewogenen Umgang mit eigenen Interessen und denen seiner Bezugspersonen erlebt hat, wird es hingegen ertragen, um des übergeordneten Interesse willen einer Macht unterworfen zu sein. Es wird dadurch seine Selbstachtung nicht verlieren. Es wird auch selbst angemessen Macht ausüben können, ohne dadurch Grandiosität erreichen zu wollen. Sein Ziel wird die Selbstwirksamkeit sein, ein angemessener Einfluss auf Objekte und Menschen seiner Außenwelt.

Ein pathologischer Narzisst wird immer die Frage stellen: „Bin ich noch der kleine Hosenscheißer oder habe ich inzwischen grandiose Selbstwirksamkeit erreicht?“ Er wird zur Steigerung seiner Selbstwirksamkeit um ihrer selbst willen entweder eine offene Machtstrategie verfolgen, indem er eine gesellschaftlich hervorgehobene Stellung anstrebt, oder er versteckt seinen Machtanspruch, indem er sich für andere aufopfert, um deren Liebe und Dankbarkeit zu erzwingen und so Macht auszuüben.

Der kluge Umgang mit Narzissten

Die Psychologin Bärbel Wardetzki gibt einige Tipps zum Umgang mit Narzissten.

  • Die Angst des Narzissten

Mach Dir klar, dass ein Narzisst Angst vor Dir hat. Er hat vor allem Angst, von Dir nicht genug wertgeschätzt zu werden und sein Gesicht zu verlieren.
Wenn Du das weißt, gehst Du anders auf den Narzissten zu. Du änderst ihn damit nicht, aber die Beziehung zu ihm und damit auch Dein und in der Folge auch sein Verhalten. Aber er kann den Draht zu anderen Menschen nicht finden, wenn wir ihn unbedingt erreichen wollen, müssen wir das selbst tun. Aber Vorsicht, die Gefahr der Triggerung ist immer gegeben.

  • Vorsicht vor Triggerung

Ein narzisstisches Verhalten uns gegenüber triggert unsere eigenen narzisstischen Anteile. Denn Narzissten fühlen sich minderwertig und entwerten sich, auch wenn sie sich grandios geben. Wir dürfen uns nicht in die gleiche Falle ziehen lassen.
Im Kontakt mit Narzissten können wir unsere erwachsenen Fähigkeiten verlieren, der Narzisst wird zum Papa oder zum Lehrer, wir werden plötzlich drei oder sechs Jahre alt.
Denn jeder Mensch will anerkannt, geliebt und gelobt und mit Wohlwollen angeschaut werden. Wir müssen akzeptieren, dass wir genau das vom Narzissten nicht bekommen. Wir bekommen die Befriedigung dieser Bedürfnisse bei Menschen, die uns lieben und schätzen, und zu beidem ist der pathologische Narzisst nicht in der Lage.

Verhalten gegenüber einem Narzissten

Jetzt fragen wir uns: Was müssen wir als Nicht-Narzissten in uns entwickeln, dass wir die Beziehung zu einem Narzissten entweder gut leben oder sie verlassen können?

Als allererstes sollten wir uns klar machen, dass jeder narzisstische Anteile in sich trägt, auch wir sind nicht frei davon. Wir sollten aber auch einen kritischen Blick auf eigene Anteile werfen. Dass wir gekränkt sind, passiert in uns, der Narzisst kann uns nicht kränken, wenn wir das nicht zulassen. Denn unsere Reaktion ist wirklich unsere Reaktion und sein Verhalten ist sein Verhalten. Dann können wir sagen: “So verhältst Du Dich mir gegenüber nicht!“ und: „Ich wünsche mir, dass wir achtungsvoll miteinander umgehen.“ Aber wir können wohlwollend bleiben, denn das Verhalten des Narzissten ist nicht in Ordnung, nicht er selbst. Ist eine wohlwollende Betrachtung nicht (mehr) möglich, sollten wir den Kontakt zum Narzissten abbrechen, denn wir können ihn nicht ändern, selbst wenn er gegenteiliges behauptet, um uns als Quelle der eigenen Anerkennung zu behalten.

Eigene narzisstische Anteile bearbeiten

Wie oben dargelegt, hat jeder Mensch eigene gesunde und meist auch pathologische narzisstische Anteile. Denn der gesunde Narzissmus hat viele positive Seiten. Läuft er aus dem Ruder, hat er aber auch viele negative Auswirkungen. Um den eigenen Narzissmus zu sehen und wenn nötig bearbeiten zu können, sollten wir uns folgendes überlegen:

  • Wozu brauche ich diese Anteile. Wer und was bin ich ohne sie?
  • Gehe in Deine Grandiosität. Wer oder was bist Du dann?
  • Wenn ich mittelmäßig bin, also nicht gesehen werde, was bleibt dann von mir?
    Ist meine Selbsteinschätzung abhängig von der Beachtung anderer?
  • Jeder hat Grandiosität und Minderwertigkeit. Das ist normal. Allerdings gibt es eine Art Amnesie, die es zu vermeiden gilt:
    – Wenn ich mich grandios fühle, dann weiß ich nicht, wie es ist, minderwertig zu sein.
    – Wenn ich mich minderwertig fühle, dann weiß ich nicht, wie es ist, grandios zu sein.

Wir sollten uns nicht abwerten, wenn wir eigene narzisstische Anteile entdecken, sondern uns fragen, wofür wir sie haben, was sie uns und unserem Unterbewusstsein geben. Wir sollten anstreben, diese Bedürfnisse mit anderen, weniger toxischen  Mitteln zu befriedigen.

Fazit

Grandiose Narzissten sehen nicht ein, warum sie psychische Hilfe benötigen, denn sie sind ja davon überzeugt, die Besten und Klügsten zu sein, kein psychologische Begleiter kann ihnen also ihrer Meinung nach das Wasser reichen. Und auch vulnerable Narzissten fühlen sich als Begleiter ihrer grandiosen Partner bestens aufgehoben.

Kommt es allerdings zum Zusammenbruch der Grandiosität, entweder der eigenen oder der des Partners, sind diese Menschen besonders hilflos, denn sie haben dann aufgrund fehlender Bindungserfahrungen in der Kindheit keine Ressourcen, die ihnen weiterhelfen könnten.

Das eigene Verhalten anzuschauen, kann für einen Narzissten ausgesprochen schmerzhaft sein, weil er möglicherweise tiefe Verletzungen aus der Kindheit erkennt. Auch sollte man die Gefahr einer Suchterkrankung als Folge eines pathologischen Narzissmus nicht unterschätzen. Deshalb ist es auch für einen Narzissten angeraten, das zu tun, was er eigentlich am wenigsten kann: sich von einem Fachmann helfen zu lassen, um aus der Falle der Kränkungen herauszukommen, die er in der Kindheit erfahren hat. Denn alte Verletzungen zu erkennen, ist keine Schwäche, und sie bearbeiten zu können, zeugt von außerordentlicher Stärke.

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