Schamanen, Hexen, Magier, Priester
Spiritualität, Esoterik, Okkultismus und Religion sind ein weites Feld, und so gibt es Menschen, die sich auf unterschiedliche Art mit diesem Themenkreis beschäftigen. Die meisten folgen dabei Traditionen, die sie von erfahrenen Anderen übernommen haben. Diese können lebende Menschen, Bücher oder Wesen aus der Anderswelt sein.
Wenn ich hier Schamanen, Magier und Hexen zu unterscheiden versuche, kann das nicht umfassend und allgemeingültig sein. Jeder Mensch, ob spirituell arbeitend oder nicht, ist anders, und so gibt es nicht „den“ Schamanen oder „die“ Hexe. Ich versuche trotzdem, eine Unterscheidung zwischen schamanisch, „hexisch“ und magisch Arbeitenden zu machen, wohl wissend, dass das nie ganz „richtig“ sein kann.
(Ritual-)Magier
Magier folgen bei ihrer Arbeit in der Regel einem tradierten Ritual. Für sie ist die genaue Einhaltung der einzelnen Ritualschritte, das genaue Rezitieren der Anrufungen, die richtigen Gesten mit den richtigen Werkzeugen, besonders wichtig. Sie glauben, dass Magie nur so funktionieren kann und jeder Fehler im Ritual dessen angestrebtes Ergebnis zunichtemacht.
Die magischen Rituale wurden in alten Zeiten in Büchern festgehalten, die bis heute benutzt werden. Insofern ähnelt die magische Arbeit der Liturgie einer Religion.
Die magischen Bücher stehen nur Eingeweihten zur Verfügung, sind also okkult. Bestimmte magische Rituale darf man erst nach einer Initiation durchführen. Die mehr oder weniger umfassende Initiation legt auch den Grad und somit die hierarchische Stellung fest, die der Magier in seiner Gemeinschaft hat.
Da man als Magier bestimmten Traditionen folgt, gibt es folglich „richtig“ und „falsch“ in den unterschiedlichen magischen Richtungen, ähnlich wie in Religionen gibt es auch Ketzer, Abtrünnige und Glaubenskämpfe.
Magier glauben in der Regel an Götter und Teufel, an helle und dunkle Mächte.
Priester
Priester sind Eingeweihte einer Religion. Sie
- kennen die Wahrheit, die Ihnen in Büchern offenbart wurde.
- führen ihre Gemeinde, indem sie ihr den Unterschied zwischen richtig und falsch erklären und auf die Einhaltung der Gebote der jeweiligen Religion achten. Sie nehmen neue Gemeindemitglieder auf und schließen Abtrünnige aus.
- haben einen besonderen Draht zu den Göttern und Göttinnen der jeweiligen Religion. Oft können die Laien der Gemeinde die Götter nur über die Vermittlung durch sie anrufen.
Priester stehen in einer strengen Hierarchie, dessen unterste Stufe die Laien, also die Mitglieder der Gemeinde, sind.
Hexen
Bei Hexen kann man zwischen solchen unterscheiden, die in einem Coven (Konvent, Hexenzirkel) arbeiten und den „freifliegenden“ Hexen, die sich nur zum Gedankenaustausch mit anderen Hexen treffen. Übrigens sind Hexen nicht nur weiblich, in vielen Coven wird Wert darauf gelegt, dass es eine gleiche Anzahl von männlichen und weiblichen Hexen gibt.
Die Arbeit der Hexen, die in Coven arbeiten, ähnelt in vielen Belangen die der Ritual-Magier. Auch sie kennen verschiedene Einweihungsgrade und somit auch eine Hierarchie, die aber meist weniger betont wird als bei den Magiern. Es wird auch ein Buch benutzt, um Rituale durchzuführen, das in der hexischen Tradition „Buch der Schatten“ genannt wird. Dieses wird der angehenden Hexe von der Initiantin bei der Initiation übergeben. Es ist dann ihr persönliches Eigentum. Aber es ist nicht statisch, jede Hexe erweitert das Buch durch eigene Gedanken und Rituale, die bei ihr erfolgreich waren.
Freifliegende Hexen schließen sich keiner Konvention an. Das heißt nicht, dass sie sich nicht aus traditionellen Quellen Anregungen holen, aber ihre Handlungen und Rituale haben sie selbst entwickelt, auch wenn sie den Rahmen gewisser Traditionen nicht verlassen.
Hexen glauben in der Regel an eine Göttin und an einen Gott, den „Gehörnten“, wobei sie oft keltischen Religionsvorstellungen folgen. Auch der Jahreskreis und die Mondphasen spielen eine wichtige Rolle. Im Lauf des Jahreskreises verändern sich Göttin und Gott, der Gott stirbt sogar und wird jedes Jahr von der Göttin wiedergeboren.
Die hexische Arbeit zielt oft darauf ab, Einfluss auf das Verhalten andere Menschen zu nehmen oder deren Zukunft vorherzusagen. So werden Liebeszauber oder Verhexungen, Arbeit mit Bändern, Nadeln, Kristallkugeln und Spiegeln durchgeführt. Auch haben Hexen oft Helfer aus der Anderswelt, sogenannte Familiare, die den schamanischen Krafttieren stark ähneln.
Hexen haben von Schamanen die dreiteilige Anderswelt und die Vorstellung des Weltenbaums übernommen.
Schamane
Freifliegende Hexen und Schamane ähneln sich in einigen Punkten, aber in anderen unterscheidet sich ihr Denken grundlegend. Schamanische Arbeit ist psychosozial oder psychotherapeutisch. Sie will primär nicht das Handeln von Menschen beeinflussen, sondern ihm helfen „ganz“ zu werden, um so seine Potentiale ausschöpfen zu können. Da Körper und Seele zusammengehören, hilft sie auch bei der Rekonvaleszents.
Eine Entsprechung zur Schwarzen Magie fehlt beim schamanischen Arbeiten völlig, es ist mit dem Auftrag des Heilens und Helfen nicht zu vereinbaren, jemandem zu schaden.
Beim schamanischen Arbeiten muss nicht unbedingt ein Gott helfen, meist helfen Wesen aus der Anderswelt. Obwohl es natürlich Schamanen gibt, die an einen persönlichen Gott glauben, ist das nicht Voraussetzung für schamanisches Handeln. Der Gottesbegriff der Hexen und Magier ist ein anderer, hier herrscht eine persönliche Göttin beziehungsweise ein persönlicher Gott. In der Vorstellung der Magier gibt es außerdem ein entsprechender, sehr starker dunklen Widerpart. Beide können in das Geschehen auf der alltäglichen Welt eingreifen und tun das auch. Darüberhinaus herrscht nach Meinung der Magier ein ständiger Kampf zwischen den hellen und den dunklen Mächten, in den die Menschen mit hineingezogen werden.
Schamanen haben früher auch hexische Arbeit übernommen, wie die Geistreise zum Finden von Beutetieren oder Feinden, Praktiken zur Vorhersage der Zukunft oder spirituelle Kämpfe gegen Schamanen verfeindeter Stämme. Heute konzentrieren sich Schamanen in der Regel auf ihre eigentliche heilende Aufgabe.
…und woran erkennt man nun einen Schamanen?
Diese Frage ist schwierig zu beantworten, weil es „den Schamanen“ nicht gibt. Es gibt keine allgemeingültige Definition, und auch kein allen Schamanen gemeines Handeln. Neben äußerlichen Unterschieden sind auch die Ziele unterschiedlich. Auf jeden Fall wird man nicht durch ein Wochenendseminar zum Schamanen.
Was einen Menschen zum Schamanen macht, spielt sich in der Anderswelt ab, ist also für den Außenstehenden nicht sichtbar. Es gibt also nur Hinweise darauf, dass jemand schamanisch arbeitet und/oder Schamane ist, wobei es durchaus Menschen mit schamanischem Erleben gibt, die keine Schamanen sind, weil sie nur für sich arbeiten. Ein Schamane arbeitet überwiegend für Andere.
Zu einem schamanischen Arbeitenden gehört auf jeden Fall:
- Sein Wissen um die Existenz der Anderswelten. Er besucht die Anderswelten und die dort lebenden Wesen regelmäßig.
- Er bereist diese Anderswelten, um anderen Menschen zu helfen
- Wenn er Schamane ist, wurde er es nicht freiwillig, sondern er wurde durch eine „Schamanenkrankheit“ dafür ausgewählt.
- Er arbeitet auch ganz profan in einem anderen Beruf, schamanischen Tätigkeiten sind nicht seine einzige Aufgabe.
- Er hat keine Lösung für die Probleme der Welt, ja nicht einmal für die Probleme eines einzelnen Menschen. Deshalb begleitet er andere Menschen, damit diese den Weg zur Heilung finden.
Dieser letzte Punkt ist mir besonders wichtig. Der Schamane hat Wesen kennengelernt, die weit klüger sind als er und einen viel größeren Überblick über die Gesamtzusammenhänge haben. Weiterhin weiß er, dass eine Lösung, die einem einzelnen Menschen richtig scheint, trotzdem falsch sein kann, weil sie der Gemeinschaft schadet. Er wird sich also vor schnellen Patentlösungen hüten.
Fazit
Über diesen Problemkreis sind viele dicke Bücher geschrieben worden, dieser kurze Beitrags stellt die Unterschiede verkürzt und vereinfacht dar. Ich bitte das diejenigen zu berücksichtigen, deren Tätigkeit ich hier nur ungenau darstellen konnte. Weiterhin bitte ich meine Leser, bei Interesse auf die entsprechende weiterführende Literatur zurückzugreifen.