Die Peanuts und die Big Five
Die „Big Five“, die „Großen Fünf“ ist ein Modell, das über viele Jahre hinweg entwickelt wurde. Es versucht, die Persönlichkeit eines Menschen anhand von fünf verschiedenen Koordinaten, also Eigenschaften, zu beschreiben. Im Laufe der Jahre hat sich diese Beschreibung als recht brauchbar herausgestellt.
Allerdings darf man bei der Anwendung des Modells nicht vergessen, dass das Verhalten und die Eigenschaften eines Menschen eigentlich nicht dem Menschen selbst zuzuschreiben sind, sondern auch und vor allen Dingen der Umgebung, in der er sich gerade bewegt. Diese systemische Sicht auf den Menschen ist allerdings neuer als das Big Five Modell, so dass sie bei dessen Entwicklung nicht berücksichtigt wurde. Trotzdem ist das Modell brauchbar, wir dürfen nur nicht denken, die Eigenschaften und Verhaltensweisen eines Menschen seien festgeschrieben und unabänderlich.
Faktor | schwach ausgeprägt | stark ausgeprägt |
Offenheit für Neues | konservativ, vorsichtig | erfinderisch, neugierig |
Gewissenhaftigkeit | unbekümmert, nachlässig | effektiv, organisiert |
Extroversion | zurückhaltend, reserviert | gesellig, aufdringlich |
Verträglichkeit | ich-zentriert, wettbewerbsorientiert | kooperativ, freundlich, mitfühlend |
Neurotizismus | selbstsicher, ruhig | emotional, verletzlich |
Da die Faktoren schwierig zu merken ist, hat der Psychiater James C. Kaufmann sie mithilfe den Peanuts-Bande dargestellt. Das hat den Vorteil, dass praktisch jeder die Peanuts kennt und dass sie immer in der gleichen Umgebung, also im gleichen System auftreten und ihr Verhalten somit zu Recht als ziemlich konstant dargestellt wird.
Die Charlie-Brown-Theorie der Persönlichkeitsfaktoren
Charlie Brown = hoher Neurotizismus
Charlie Brown ist der Neurotiker par excellence. Er ist depressionsgefährdet und hat eine Angststörung. Er analysiert alles und wird dadurch paralysiert. Charly sorgt sich ständig, ob er auch wirklich geliebt und respektiert wird. Er ist in das kleine rothaarige Mädchen verliebt, aber zu unsicher um sie anzusprechen. Und er ist der erfolglose Chef des Baseball-Teams der Peanuts.
Snoopy = hohe Extraversion
Snoopy ist der typische Extrovertierte. Großspurig, wagemutig und übermäßig kontaktfreudig versucht er an jeder Aktivität und jedem Gespräch teilzunehmen. Er fliegt fiktive Luftkämpfe gegen den Roten Baron und gibt mit seinen Heldentaten an, obwohl er immer abgeschossen wird. Möglicherweise weil er zu früh von seiner Mutter verlassen wurde, verfolgt er aggressiv seine Ziele: Freundschaften und Futter. Trotz allem, für Snoopy ist das Leben eine Party. Selbst Lucy kann seine gute Laune nicht trüben, er macht sich einen Spaß daraus, sie zu küssen, was bei ihr Entsetzen hervorruft.
Lucy = niedrige Verträglichkeit
Mürrisch schwelgt Lucy in ihrer Verdrießlichkeit. Man sieht sie ihre Freunde herumkommandieren und ihren kleinen Bruder dominieren. Sie macht sich über das mangelnde Selbstbewusstsein von Charly Brown lustig. Einer ihrer Lieblingstricks ist es, Charly Brown einen Ball zu halten, damit er ihn schießen kann, ihn aber im letzten Augenblick weckzuziehen. Charly tritt ins Leere und fällt hin, worüber sie sich jedes Mal köstlich amüsiert. Ihre Versuche als Psychologe gehen schief: ihre laut und ärgerlich erteilten Ratschläge führen in die Irre. Sie geht jedem auf den Geist.
Linus = offen für neue Erfahrungen
Linus ist sicher der intelligenteste der Peanuts-Bande. Leidenschaftlich gern hält er geistreiche und kluge Monologe. Zu jung um aktiv nach neuen Dingen im Außen zu suchen, muss er sie in seinem wachen Intellekt finden. Er hat seinen eigenen Glauben erfunden, und so wartet er jedes Jahr zu Halloween auf die Ankunft des Großen Kürbisses. Seiner Schmusedecke allerdings muss ihm die notwendige Sicherheit und Rückendeckung geben, aber das stört ihn wenig: Er ist, wer er ist.
Schroeder = höchste Gewissenhaftigkeit
Schroeder kennt man eigentlich nur, wie er an seinem Klavier sitzt und spielt. Lucy ist verliebt in ihn, aber das interessiert ihn nicht: er übt Klavierspielen. Er konzentriert sich diszipliniert auf die klassische Musik, seine große Leidenschaft. Man kann sich vorstellen, dass er seinen Wecker auf sieben Uhr morgens stellt, um noch einmal die Herbstsonate durchzugehen. Auch als Fänger im Baseball-Team ist er stabil und zuverlässig. Wenn Schroeder seine Hilfe anbietet, taucht er zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit auf.
Es ist erstaunlich, wie genau die Figuren aus dem Comic die fünf Faktoren charakterisieren. Von daher sind sie als Eselsbrücke ausgesprochen hilfreich und erfüllen die Theorie mit Leben.