Warum hat Jesus zu Weihnachten Geburtstag?
Blöde Frage! Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu, da muss er doch da Geburtstag haben, oder? Aber so einfach ist das nicht.
Erst einmal: der wirkliche Geburtstermin Jesu ist unbekannt, sogar über das Jahr streiten sich die Gelehrten. Das ist nichts Besonderes, bis in die Neuzeit hinein wurden Geburtstage nicht überliefert, deshalb kennt man sogar von wichtigen Personen zwar den Todestag, aber nicht das genaue Geburtsjahr. Gefeiert wurde der Namenstag.
In der Spätzeit des römischen Reiches waren Religionen aus dem vorderen Orient „in“, so wie bei uns indische und ostasiatische Religionen chic sind. Das Christentum war damals nur eine von vielen, die wichtigsten Konkurrenten waren der Mitras-Kult aus Persien oder Vorderasien und der Isis-Kult aus Ägypten. Einige Bräuche und Lehrinhalte wurden vom Christentum von anderen Religionen sozusagen als Marketing-Maßnahmen übernommen (siehe z.B. Mitras-Kult).
So wurde der Dies solis invicti (Geburtstag des Mithras) am 25. Dezember im Jahr 432 durch das Christentum übernommen und zum Geburtstag Jesu umgedeutet. Zu dieser Zeit fand die Wintersonnwende am 25.12. statt, durch verschiedene Kalenderreformen verschob sich das Datum so, dass die Sonnwende heute auf dem 21. oder 22.12. liegt. Die Feier der Geburt Jesu zur Wintersonnwende erwies sich bei der Ausdehnung des Christentums in den gallo-germanischen Kulturkreis als günstig, da dort traditionell der männliche Gott zum selben Zeitpunkt wiedergeboren wird. Aus dem selben Kulturkreis stammt auch der Brauch, ein Fest am Vorabend zu feiern, denn der Tag fing dort bei Sonnenuntergang an und dauerte bis zum nächsten Sonnenuntergang. Deshalb gibt es heute bei uns die Feier des Heiligabends am 24.12.
Der folgende Punkt hat nicht direkt etwas mit dem Thema Weihnachten zu tun, beweist aber, dass Bräuche aus anderen Religionen übernommen wurden: Die Priester der Isis kleideten sich aus Achtung vor dem Geschlecht ihrer Göttin in Frauenkleider, was vom Christentum übernommen und erst in jüngster Zeit zumindest bei der Alltagskleidung abgeschafft wurde. Einige Glaubensinhalte wurden auch geopfert, um das Christentum „salonfähig“ zu machen. So schaffte Paulus gegen den Widerstand von Petrus die Beschneidung ab, die bis dahin für männliche Mitglieder des Christentums (als jüdische Sekte) zwingend vorgeschrieben war. Paulus hatte erkannt, dass dieser Brauch die Ausbreitung des Christentums behinderte, da ein beschnittenes Glied im griechisch-römischen Kulturkreis, anders als im vorderen Orient, die Christen stigmatisiert hätte.