Durchführung der Arbeit mit der Seelenlandkarte
Zum vorherigen Beitrag (Erklärungen zur Seelenlandschaft)
Erster Termin: Die Seelenlandkarte
Die Klientin kam wieder direkt vom Büro zu mir. Um sie einzustimmen, führte ich sie durch eine Aufmerksamkeitsübung. Ich bat sie, die Augen zu schließen und richtete danach ihre Aufmerksamkeit der Reihe nach von den Füßen nach oben auf die verschiedenen Körperteile und auch auf ihren Atem. Schließlich sagte ich ihr, wenn sie jetzt die Augen öffne, fühle sie sich frisch und ausgeruht. Die Übung brachte sie dazu, die Firma in den Hintergrund zu stellen und im Hier und Jetzt anzukommen. Ich führte diese Übung dann zu Beginn jeden Termins durch.
Als Vorbereitung hatte ich die Felder der Seelenlandschaft® mit Malerkrepp auf den Boden geklebt. Weiterhin hatte ich Moderationskarten beschriftet, die die verschiedenen Bereiche benannten.
B: Frau M., ich habe hier eine Landkarte der verschiedenen Bereiche Ihres Lebens vorbereitet. Die Moderationskarten benennen die Bereiche. Ich werde Sie gleich bitten, sich auf einige der Felder zu stellen. Das wird Ihnen helfen, sich auf diesen Lebensbereich zu konzentrieren, ohne dabei die anderen Bereiche und deren Einfluss zu vergessen. Sehen Sie das Ganze als eine Hilfe an, sich zu zentrieren und meine Fragen besser beantworten zu können. Sind Sie bereit dazu?
Nachdem die Klientin zugestimmt hatte, lud ich sie ein, sich auf das Feld „Herkunftsfamilie“ zu stellen, und zwar so, wie sie sich am wohlsten fühle. Ich erklärte ihr, dass die Herkunftsfamilie aus ihren Eltern und Ahnen bestehe. Dazu würde ich ihr jetzt einige Fragen stellen.
K: Gut, das probiere ich mal.
B: Vielen Dank! Wie war das Verhältnis zu ihren Eltern?
K: Im Wesentlichen gut. Es gab Probleme, aber die gibt es ja immer.
B: Stimmt, es gibt immer Reibungspunkte, wenn Menschen zusammentreffen. Was hat Ihnen Ihre Mutter fürs Leben mitgegeben?
K: Meine Mutter hat mich großgezogen, mein Vater war ja meist in der Firma. Sie hat mich auch durch die Schule gebracht.
B: War das viel Arbeit, Sie durch die Schule zu bringen?
K: Meistens nicht, ich war fleißig, ich wollte meine Eltern nicht enttäuschen.
B: War Ihre Mutter also die wichtigste Person in Ihrem leben?
K: Von außen betrachtet ja, sie war die meiste Zeit mit mir zusammen. Aber wir hatten kein herzliches Verhältnis zueinander, wenn ich „Mädchenfragen“ hatte, bin ich zur Schwester meines Vaters gegangen, meiner Tante Anne. Zu der habe ich heute noch ein gutes Verhältnis, obwohl sie inzwischen alt und vergesslich wird und mich manchmal mit meiner Mutter verwechselt.
B: Schön, wenn man als Kind und Jugendliche eine Mentorin hat, manches will man ja nicht mit den Eltern besprechen. Was hat Ihnen Ihre Tante fürs Leben mitgegeben?
K: Sie hat mir klar gemacht, was es bedeutet, eine Frau zu sein.
Wir haben uns dann noch über die Gespräche mit Tante Anne. befasst. Dabei wurde klar, dass Tante Anne Wert auf ein selbstständiges Leben als Frau legte, auch ohne Mann. Das stand in krassem Gegensatz zu der Auffassung ihrer Mutter, die es als Erfüllung für jede Frau ansieht, einen Mann durchs Leben zu begleiten, „durch Dick und Dünn“.
Ihr Vater habe sein eigenes Leben gelebt, er habe für seine Familie gut gesorgt, aber sein Hauptinteresse sei die Firma gewesen. Seine Tochter spielte für ihn die Rolle eines hübschen Vorzeigeobjekts. Trotzdem habe sie ihn geliebt und habe nichts unversucht gelassen, um ihn stolz auf sich zu machen. Leider habe das nicht geklappt, sie sei ja schließlich nur ein Mädchen gewesen. Selbst als er ihr die Firma wegen seines fortgeschrittenen Alters und seiner Krankheit hatte übergeben müssen, habe er ihr die Führung nicht recht zugetraut.
Ich ließ die Klientin auf das Feld „Ich“ wechseln.
B: Wie fühlen Sie sich auf diesem Feld?
K: Ich fühle mich von einigen anderen Feldern an den Rand gedrängt. Ich würde gern in der Mitte stehen.
Ich wechselte also die Felder „Ich“ und „Intuition“ aus.
K: So fühle ich mich besser, geborgen. Ich kann jetzt die anderen Felder erreichen.
Die Fragen zum „Ich“ ergaben ein zwiespältiges Verhältnis der Klientin zur eigenen Person. Auf der einen Seite war sie zufrieden mit ihrer beruflichen Leistung, andererseits war sie mit ihrer privaten Beziehung unzufrieden. Vor allem ihr Lebensgefährte enge sie ein und „fahre mit ihr Schlitten„. Auf Nachfrage sagte sie, dass sie diesen Ausdruck von ihrem Vater übernommen habe, der ihn immer wieder als Drohung benutzt habe, wenn er mit dem Verhalten eines anderen Menschen unzufrieden gewesen war. Ihr Lebensgefährte jedenfalls kümmere sich im Wesentlichen um seine eigenen Interessen.
B: OK, Frau M., aber weiter zu Ihnen. Welche Konflikte haben Sie mit sich selbst? Wo hadern Sie mit sich?
K: Ich wäre gerne lässiger, nicht so ernst, ja manchmal sogar verbissen. Ich würde gerne leichter auf andere Menschen eingehen.
Ich habe die Klientin anschließend noch gebeten, sich auf einige andere Felder zu stellen. die wesentlichen Erkenntnisse daraus waren:
- Gesellschaftlicher Status und Anerkennung
Die Klientin empfindet sich als nicht sehr erfolgreich, obwohl ihre Firma nach eigenen Aussagen einen guten Ruf in der Branche hat. - Liebesbeziehung
Die Liebe zu ihrem Partner ist total erkaltet. Sie ist aber durchaus offen für eine neue Liebe.
Ihre anderen Antworten waren durchaus interessant, brachten aber keine neuen Erkenntnisse, die meinen Auftrag betroffen hätten.
Ich beschloss den Termin damit, dass ich der Klientin noch einmal für Ihre Offenheit, auch mal etwas Neues auszuprobieren dankte. Ich sagte ihr auch, dass ich das Experiment, über das ich mit ihr am Telefon gesprochen habe, nicht vergessen hätte, dass ich es aber gerne noch um folgende Frage erweitern möchte: „In welchen Punkten sind Sie mit sich selbst zufrieden?“
Der nächste Beitrag, die Erklärung zum lösungsfokussierten Gespräch, folgt am 10.12.2015