Durchführung der Trauerarbeit
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Vierter Termin: Die Trauerarbeit
Den dritten Termin begann ich damit, dass ich nach den Hausaufgaben fragte.
B: Wir hatten beim vorletzten Mal darüber gesprochen, wo sich Ihr Vater immer noch in Ihr Leben eingemischt hat, und ob das gut oder schlecht war.
K: Ja, darüber habe ich nachgedacht, und ich habe festgestellt, dass er im privaten Bereich großen Einfluss hatte, vielleicht auch noch hat. Vor zwei Jahren habe ich einen großen Auftrag sausen lassen. Da habe ich die Stimme meines Vaters gehört: „Du bist mein Mädchen, Du sollst nicht hart werden.“ Bei der Einstellung von Mitarbeiterinnen habe ich immer seine Worte im Ohr: „Frauen kriegen Kinder!“ Ich habe deshalb schon einmal einem Mann den Vorzug gegeben, und das war ein Fehler. Auch die Seitensprünge meines Lebensgefährten habe ich ihm lang verziehen, da hatte ich die Worte meines Vater im Ohr: „Männer sind so!“ Ich glaube, dass die Aufstellung vieles gelöst hat, aber einiges habe ich noch nicht überwunden.
Trotzdem hat er mir viel Gutes mitgegeben: Ohne sein Vorbild könnte ich die Firma nicht führen.
B: Was würden Sie sagen, führen Sie inzwischen Ihr Leben nach eigenen Ideen oder ist es die Erinnerung an Ihren Vater, der es führt?
K: Im Wesentlichen führe ich selbst, aber trotzdem…
B: Eine Anleitung von Ihrem Vater ist also eigentlich nicht mehr erforderlich?
K: Nein, jetzt nicht mehr.
B: Dann sollten wir versuchen, Ihren Vater zu verabschieden, nicht aus Ihren Erinnerungen, sondern ihm den Platz zu geben, der ihm gebührt. Ihn also keine Vorschriften mehr machen lassen und ihn als den zu verabschieden, der über Ihr Leben bestimmt.
K: Und wie soll das gehen?
B: Ich weiß, dass Sie eher sachlich denken. Trotzdem biete ich Ihnen jetzt eine Art Traumreise an.
K: Ich weiß nicht …
B: Was können Sie verlieren? Sie können das Ganze jederzeit abbrechen. Sie können sich nicht blamieren, wir sind hier ganz unter uns, und ich werde niemandem erzählen, dass Sie den Versuch gemacht haben.
K: Gut, ich probiere es. Aber wir hören sofort wieder auf, wenn ich mir komisch vorkomme.
B: Versprochen!
Ich begann mit der Tranceeinleitung, indem ich die Klientin, bat, sich auf eine Liege zu legen. Ich bat sie, die Augen zu schließen und sich ganz bequem hinzulegen, so dass sie sich wohlfühlt. Dann richtete ich Ihre Aufmerksamkeit auf den Kontakt zur Liege, und ich schlug ihr vor, Wellen der Ruhe über sie fließen zu lassen. Sie könne jetzt alles loslassen, was sie daran hindere ruhig zu werden.
Dann richtete ich Ihre Aufmerksamkeit auf ihren Atem und schließlich auf ihr Inneres.
B: Und jetzt haben Sie genügend Raum und Zeit, den inneren Zustand der Ruhe und Entspannung aufzunehmen und zu genießen.
Durch die Aufmerksamkeitsübung, die ich schon zweimal mit der Klientin gemacht hatte, konnte sie tatsächlich eine leichte Trance erreichen.
Nun begann ich mit der eigentlichen Trancearbeit, indem ich ihr sagte, sie solle sich vorstellen, in einer schönen Landschaft zu sein, auf einer wunderschönen Wiese, durch die ein kleines Flüsschen fließe und die eingefasst sei von alten Bäumen. Ich ließ die Klientin Einzelheiten der Szene schildern.
Auf der Wiese erscheine nun wie aus einem Nebel heraus eine Treppe, sie ginge zu der Treppe hin, könne sie aber nicht betreten, etwas hindere sie daran. Das obere Ende der Treppe verschwinde im Himmel, man könne es nicht sehen. Und diese Treppe käme ihr Vater herunter. Und er steige die Treppe herab bis zur letzten Stufe, auf der er stehen bliebe.
B: Können Sie Ihren Vater erkennen?
K: [nickt]
B: Wenn Sie nun mit Ihrem Vater sprechen, dürfen Sie das laut machen, oder schweigend, im inneren Dialog.
K: Schweigend.
B: Nun können Sie Ihrem Vater alles Positive sagen, was er für Sie getan hat, und was er an Ihnen mag, und sich bei ihm dafür bedanken. Wenn Sie damit fertig sind, nicken Sie bitte.
K: [nickt nach einiger Zeit]
B: Nun sagt Ihr Vater all das Positive zu Ihnen, was Sie für Ihn getan haben, oder was er an Ihnen mag. Und er bedankt sich bei Ihnen dafür.
K: [weint, nickt nach einiger Zeit]
B: Nun sagen Sie Ihrem Vater all das, was Ihnen nicht an Ihm gefällt, was er nicht gut für Sie getan hat. Und Sie vergeben ihm.
K: [nickt nach einiger Zeit]
B: Und Ihr Vater sagt alles das zu Ihnen, was er an Ihnen nicht mag und was ihm nicht gefallen hat, und er vergibt Ihnen dafür.
K: [nickt nach einiger Zeit]
B: Nun, wo alles Negative aufgedeckt ist, packen Sie es in einen Sack, binden ihn zu und werfen ihn in den Fluss. [Pause] Der Fluss trägt alles davon, sie folgen dem Sack mit Ihren Blicken, bis er nicht mehr zu sehen ist. [Pause] Dann gehen Sie zur Treppe und zu Ihrem Vater zurück. Wenn Sie wieder vor ihm stehen, nicken Sie bitte.
K: [nickt nach einiger Zeit]
B: Nun verabschieden Sie sich voneinander.
K: [nickt nach einiger Zeit]
B: Und jetzt, wo zwischen Ihnen und Ihrem Vater alles geklärt ist, sehen Sie, wie er die Treppe hinaufsteigt. Da drehen auch Sie sich um und verlassen Sie die Treppe, ohne sich umzusehen. Sie gehen weiter, bis Sie sich wieder zuhause fühlen.
K: [nickt nach einiger Zeit]
B: Und nun verabschieden Sie sich von diesem Ort, und kommen ins Hier und Jetzt zurück, in Ihrem Tempo. [Pause] Und nun atmen Sie noch ein paar Mal tief, und bei jedem Atemzug werden Sie wacher und klarer. Sie dürfen jetzt Ihre Hände und Füße bewegen und wenn Sie schließlich die Augen wieder öffnen, sind Sie frisch und ausgeruht und richten sich auf.
Nach dieser Übung reiche ich der Klientin ein Taschentuch. Sie verschwindet kurz, um „sich zu restaurieren“. Als sie wiederkommt, drückt sie ihr Erstaunen aus, wie gut Sie alles gesehen habe, auch ihr Vater sei völlig präsent gewesen. Sie wollte noch weiter darüber reden, aber ich habe Sie gebeten, das Erlebte in ihrem Herzen zu bewahren und nicht zu zerreden. Auf jeden Fall brauche ihr Vater nun, da sie beide sich voneinander verabschiedet hätten, und da alles Schlechte und Störende ausgeräumt sei, ihr nicht mehr „ins Handwerk zu pfuschen“, er fühle sich nun angemessen gewürdigt.
Ich habe die Klientin gebeten, sich bis zum nächsten Mal Gedanken darüber zu machen, wann Sie den Satz: „Eine Frau bleibt bei ihrem Mann.“ das erste Mal bewusst oder unbewusst gehört habe.
Der nächste Beitrag, die Erklärung zu Glaubenssätzen, folgt am 10.03.2016