Erklärung zu Glaubenssätzen
Zum vorherigen Beitrag (Die Durchführung der Trauerarbeit)
Fünfter Termin: Die Glaubenssätze
Mit „Glaubenssatz“ wurde ursprünglich von Praktizierenden der NLP eine Aussage bezeichnet, die ein Klient als konstruktivistische Grundannahme seines Lebens mit sich trägt und nach der er meist unbewusst, aber zwanghaft handelt. Heute wird dieser Begriff auch außerhalb der NLP benutzt.
Ein Glaubenssatz entsteht meist während der Kindheit durch die ständige Wiederholung eines Satzes durch die Eltern oder anderen Autoritätspersonen. Er muss nicht ausgesprochen werden, es reicht, wenn Familienmitglieder ständig nach bestimmten Grundsätzen handeln. Der Glaubenssatz wird verinnerlicht und beeinflusst das Verhalten des Klienten.
Glaubenssätze kann man nur lösen und damit frei in seinen Handlungen werden, wenn man diese und ihre schädliche Wirkung erkennt. Der schwerste Schritt ist dabei das Erkennen der Glaubenssätze, denn meist sind sie gut versteckt und wehren sich gegen jede Einflussnahme. Immerhin hat der Klient bisher mithilfe dieser Sätze überlebt, das ist für sein Unterbewusstsein Grund genug, an dem Glaubenssatz festzuhalten. Dass die selben Sätze ihm geschadet haben, ist dem Unterbewusstsein schwer zu vermitteln. Sie jetzt loszulassen, ja sie sogar ins Gegenteil zu verkehren, bedeutet harte Arbeit.
Die Klientin folgt in ihrem Verhalten einem Glaubenssatz, der sie in ihrer Handlungsweise einschränkt. Da sie sehr stark kopfgesteuert ist, kann ich zur Löschung des Glaubenssatzes zuerst zu einer Methode greifen, die vordergründig rational arbeitet: dem Refraiming.
Das Refraiming stellt den Glaubenssatz in einen neuen Rahmen, damit wird auch seine Bedeutung relativiert. Er wird als das entlarvt, was er ist: ein Vorurteil ohne tiefere Bedeutung. So kann der Glaubenssatz in seiner Wirksamkeit abgeschwächt werden und die Bereitschaft, ihn zu ersetzen, erhöht werden. Das Vorgehen ist ähnlich dem Ändern der Bewertung im ABC-Modell der Kognitiven Verhaltenstherapie (Scherer 2015a).
Die wichtigsten Methoden des Refraimings sind:
- Die Absicht des Glaubenssatzes gegen ihn selbst verwenden:
Der Glaubenssatz schützt vor Enttäuschungen. Aber er schränkt die Handlungsmöglichkeiten stark ein und führt so zu einer noch größeren Enttäuschung. Dies muss aufgedeckt werden. - Konsequenzdes Beibehaltens des Glaubenssatzes:
Wenn der Satz richtig ist, was musst der Klient dann in Zukunft auf jeden Fall und immer tun? - Die Vorbedingung des Glaubenssatzes ändern:
Wenn man dem Glaubenssatz den Boden unter den Füßen wegzieht, indem man seine Vorbedingungen falsifiziert, kann er nicht mehr wirksam sein. der Begleiter muss zeigen, dass der Glaubenssatz ein „Riese auf tönernen Füßen“ ist. - Die Folgerung ändern:
Selbst wenn man die Vorbedingung als wahr annimmt, zeichnen sich die meisten Glaubenssätze nicht durch Logik aus. Die unlogischen Schlüsse gilt es aufzudecken. - Konkretisieren:
Was bedeutet die Aussage des Glaubenssatzes genau? - Rahmengrößeändern:
Wenn der Glaubenssatz tatsächlich jederzeit befolgt wird, was ist die Konsequenz daraus? - Verallgemeinern:
Wenn der Glaubenssatz tatsächlich von jedem befolgt wird, was ist die Konsequenz daraus? Willst Du, dass sich auch Deine Kinder nach diesem Glaubenssatz richten? - Gegenbeispiele finden:
Gibt es Beispiele, dass jemand dem Glaubenssatz nicht gefolgt ist und gerade deshalb erfolgreich war? - Prioritäten überprüfen:
Hat der Glaubenssatz eine hohe Priorität oder gibt es andere Grundsätze, die ihm widersprechen und wichtiger sind? - Entstehung hinterfragen:
Woher kommt dieser Satz? Hatte der „Erfinder“ überhaupt die Kompetenz, um einen solchen Satz als allgemeingültige Regel aufzustellen?
Das Refraiming hilft auch dabei, einen Satz zu formulieren, der in Zukunft anstelle des Glaubenssatzes stehen soll und diesen ersetzt. Die Technik hilft allerdings kaum, diesen neuen Satz im Bewusstsein zu verankern. Hierbei ist eher Trancearbeit hilfreich.
Das Museum der alten Glaubenssätze
Als Trancearbeit habe ich das Format „Museum der alten Glaubenssätze“ gewählt. Bevor mit dieser Arbeit begonnen werden kann, muss der alte, zu ersetzende Glaubenssatz bekannt und der neue formuliert sein. Der Sinn der Trancearbeit ist es, den alten durch den neuen Satz zu ersetzen und im Bewusstsein so zu verankern, dass der alte unwirksam wird.
Dem Klient wird eine leichte Trance induziert. Er wird dann vor ein Museum geführt, dessen Äußeres er genau und nach den VAKOG-Regeln beschreibt.
VAKOG ist eine Abkürzung für visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch oder gustatorisch. Eine Trance-Situation mit allen Sinnen zu erleben, vertieft die Trance, denn dadurch wird der Klient im Trancebild verankert. Die entsprechenden Bereiche seines Gehirns sind mit der Verarbeitung der fiktiven Reize befasst und können sich nicht mehr intensiv mit Außenreizen beschäftigen, vor allem, wenn diese vom Begleiter zur Vertiefung der Trance genutzt werden. Das fiktive Bild wird „wirklicher“, vor allem, wenn man auch auf Submodalitäten achtet.
Es wird dem Klienten nun gesagt, dass das Museum ein Museum der alten Glaubenssätze ist. Er habe eine Karte in Hand, auf dem sein alter Glaubenssatz steht. Nun betritt er das Museum und beschreibt auch dessen Inneres genau. Überall gibt es Karten mit alten Glaubenssätzen anderer Leute. Er findet nun einen guten Platz für seinen alten Glaubenssatz. Er weiß nun, dass dieser Glaubenssatz den Platz hat, der ihm gebührt. Es wird ihm Wertschätzung entgegengebracht, denn er hat den Klienten durch sein bisheriges Leben geführt.
Nun aber beginnt etwas Neues: Beim Verlassen des Museums wird dem Klienten eine neue Karte gegeben, auf dem sein neuer Glaubenssatz steht. Nachdem er das Museum verlassen hat, schaut er die neue Karte an und prägt sich den Satz ein. Er verstaut sie dann so, dass er sie jederzeit leicht erreichen kann. danach verlässt er den Platz vor dem Museum und wird aus der Trance herausgeleitet.
Der wesentliche Punkt dieser Technik ist, dass der alte Glaubenssatz die Wertschätzung erfährt, die ihm gebührt. Andere Techniken (verbrennen, von einem Fluss davon tragen lassen usw.) lassen diese Wertschätzung vermissen. Dem Klienten kann es schwer fallen, die Basis seines bisherigen Verhaltens „einfach so“ auszulöschen.
Der nächste Beitrag, die Arbeit mit Glaubenssätzen, folgt am 10.03.2016
Mein Glaubenssatz, den ich einfach nicht loswerde heißt: „Du kannst das nicht.“
Wie kann man hier Vorbedingungen falsifizieren? Was ist die Vorbedingung? Du. Also:Ich. Heißt doch: solange ich bin, mache ich alles falsch. 🙁
Diese Aussage ist dann doch ein bisschen zu einfach. Fang mal damit an, Dich zu fragen, ob es eine Zeit vor diesem Glaubenssatz gab. Und frage Dich, wer Dir den eingepflanzt hat und ob derjenige das überhaupt wissen kann. Schließlich hast Du Dich ja bisher weiterentwickelt, oder? Aber ich weiß, einen Glaubenssatz zu löschen ist nicht einfach und brauch seine Zeit, schließlich hatte er ja viele Jahre Zeit, sich festzusetzen. Ich helfe gerne, wenn Du möchtest, kontaktiere mich.