Arbeit mit der Time Line
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Sechster Termin: Die Time Line
Als erstes fragte ich die Klientin, wie sie mit ihrem neuen Glaubenssatz zufrieden sei.
K: Er fühlt sich noch etwas fremd an, aber es wird langsam besser.
B: Lassen Sie sich Zeit, Ihr Unterbewusstsein kann nicht so schnell wie Ihr Verstand sein.
Ich schlug ihr dann vor, die Arbeit für den fünften Termin im Garten zu machen, dort hätten wir mehr Platz – und den bräuchten wir. Der Garten sei von außen nicht einsehbar, sie brauche also keine Angst zu haben, dass uns jemand beobachten würde, und außerdem sei zu schönes Wetter, um im Haus zu bleiben. Sie stimmte zu, und wir gingen in den Garten. Ich nahm dazu Moderationskarten, einen Stift und eine dicke, rote Schnur von ca. 5 Meter Länge mit.
Als wir auf dem Rasen standen, schlug ich der Klientin vor, die heutige Arbeit barfuß zu machen, der Rasen sei weich. Sie war neugierig, was ich damit bezweckte und zog Schuhe und Socken aus.
B: Heute stellen wir uns Ihr Leben als eine Linie vor. Insbesondere betrachten wir den Abschnitt Ihres Lebens zwischen dem Beginn unserer Zusammenarbeit und vier bis sechs Wochen nach dem Gespräch mit Ihrem Lebenspartner, also insgesamt etwa drei Monate. Angenommen, dieser Lebensabschnitt wäre durch diese Schnur repräsentiert, legen Sie die bitte so aus, wie Sie sich diese Zeit vorstellen.
Die Klientin legte die Schnur aus, am Anfang in Schlangenlinien, dann kam ein Knick, und schließlich eine Gerade. Ich reichte Ihr nacheinander drei rote Karten mit der Beschriftung „Heute“ ( zukünftig als „H“ bezeichnet), „Trennung“ („T“) und „nach der erfolgreichen Trennung“ („eZ“), und bat sie, dies an den passenden Stellen auszulegen. „T“ lag schließlich am Knick, „H“ etwas davor und „eZ“ ziemlich am Ende der Schnur. Ich bat die Klientin nun, sich auf „H“ zu stellen.
B: Ist eine erfolgreiche Trennung möglich?
K: Ja, inzwischen halte ich das für möglich, auch wenn ich noch unsicher bin.
B: Was gibt es für Ereignisse in der Vergangenheit, die Sie sicherer machen könnten?
K: Ich habe schon schwierigere Verhandlungen geführt.
B: Konkret welche?
Die Klientin schilderte mir drei Verhandlungen kurz, und ich ließ sie drei grüne Karten mit „V1″ bis V3“ ausfüllen und als Anker auslegen. Die Karten lagen schließlich in verschiedenen Abständen vor dem Beginn der Schnur.
B: Gibt es noch etwas, was Ihnen hilft?
K: Ja, mein neuer Glaubenssatz.
Ein weiterer grüner Anker „neuer Glaubenssatz“ wurde in den gewundenen Bereich der Time Line gelegt.
B: Gibt es noch etwas, vielleicht andere Menschen?
K: Meine Tochter und meine Tante Anne, jedenfalls so, wie sie früher war.
Diese wurden als blaue Karten neben die Time Line gelegt, denn die Klientin konnte für diese Personen keinen Zeitpunkt festlegen.
B: Nun schreiten Sie Ihre Zeitlinie ab bis zum „eZ“. [Pause] Drehen Sie sich um und überprüfen Sie, welche Ressourcen Ihnen geholfen haben, die Trennung erfolgreich zu vollziehen, und ob sie noch welche brauchen.
K: Für die Trennung waren die Ressourcen in Ordnung, aber jetzt bin ich ganz alleine, das este Mal in meinem Leben. Das macht mir Angst. Meine Tochter ist beim Studium und ich habe keinen Partner mehr.
B: Das verstehe ich. Lassen Sie die Angst zu, würdigen Sie sie als real. Fragen Sie sich aber dann, ob es auch positive Aspekte des Alleinseins gibt.
K: Ja, ich kann endlich zu den Vernissagen gehen, die mir Spaß machen, ohne Rücksicht zu nehmen. Mein Partner fand die immer langweilig, und so bin ich meist Zuhause geblieben.
Ein grüner Anker mit „Vernissagen“ wurde einen Meter vor „eZ“ auf die Linie gelegt.
B: Was noch?
K: Ich kann die Reisen machen, die ich will, und mir da auch die Gebäude anschauen, die mich interessieren. Ich brauche nicht immer Rücksicht zu nehmen auf einen Partner, der stundenlang versucht, ein „interessantes Motiv“ zu fotografieren.
Ein grüner Anker mit „Reisen“ landete kurz nach „Vernissagen“
B: Was hilft noch? Gibt es auch Menschen, die Sie unterstützen.
K: Na klar, meine Freunde. Jetzt kann ich die besuchen, die ich mag, und brauche mich nicht um die Meinung meines Partners zu kümmern.
Die Freunde wurden konkretisiert, und blaue Anker mit ihren Namen wurden neben die Zeitlinie gelegt.
Ich führte die Klientin dann in einem Bogen, also nicht über die Time Line zurück zur Gegenwart. Wieder fragte ich Sie, ob sie nun glaube, dass die Trennung erfolgreich sein werde. Nun konnte die Klientin das bejahen. Ich bat sie noch einmal, die Time Line entlang zu gehen bis zu „eZ“, sich dann umzudrehen und herauszufinden, ob sie nun genügend Ressourcen für ihren Erfolg haben würde.
K: Ja, die Dinge und die ganzen Leute die mir helfen – da kann nichts schief gehen!
B: Das freut mich für Sie! Und jetzt dürfen Sie noch eine Weile Ihren Erfolg genießen.
Als letzten Schritt, dem Future Pace, führte ich sie noch einmal auf den Anker „Heute“ zurück. Ich bat sie, sich genau vorzustellen, wo die Aussprache stattfinden würde, wer alles dabei sein würde, und was gesagt würde.
K: Es wird im Büro stattfinden, wenn alle anderen weg sind, abends. Ich werde an meinem Schreibtisch sitzen, er in dem Stuhl davor, ganz geschäftsmäßig. Und dann werde ich ihm sagen, dass ich sowohl die persönliche Beziehung zu ihm löse, als auch das Geschäftsverhältnis mit ihm kündige. Ich werde die letzten Fotoarbeiten einfordern und mit ihm über die Abfindung verhandeln. Und ich werde ihm sagen, er solle seinen restlichen Krempel abholen. Ich werde seine Sachen in die Garage stellen. Ich werde ihn nicht mehr ins Haus lassen. Ich habe übrigens tatsächlich für vor, einen Handwerker zu bestellen, der die Schlösser auswechselt. Er würde es sowieso nicht so bald merken, er ist nur noch selten im Haus.
B: Und was sagt er?
K: Er wird mich zu überreden versuchen, das Ganze noch mal zu durchdenken, aber ich werde hart bleiben, selbst wenn er auf die Tränendrüse drückt, von wegen gemeinamer schöner Jahre, oder den Brüllaffen rauslässt, wie er das gerne tut, wenn etwas nicht nach seinem Willen geht. Das fürchte ich am meisten.
Schließlich trat die Klientin aus der Time Line heraus, Ich sammelte die Karten der Ressourcen ein und gab sie ihr mit. Als sie dann ihre Schuhe wieder anzog, fragte sie mich:
K: Eins interessiert mich jetzt schon, warum das Ganze barfuß?
B: Halten Sie das ruhig für einen Spleen von mir, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass der direkte Kontakt zum Boden „erdet“, so dass man dann das Ganze nicht nur mit dem Verstand erlebt, sondern auch mit dem Gefühl.
Ich danke Ihnen jedenfalls, dass Sie bei der Arbeit so bereitwillig mitgemacht haben. Wir werden uns noch einmal treffen, dabei werde ich Ihnen Tipps geben, wie Sie mit dem „Brüllaffen“ umgehen können. Und dann, denke ich, sind Sie bereit, die Trennung zu vollziehen. Aber das ist natürlich Ihre Entscheidung, wenn Sie länger brauchen, bin ich gerne bereit, Sie auch länger zu begleiten.
K: Gut, das werde ich mir überlegen.
Danach beendeten wir den Termin und verabschiedeten uns voneinander
Der nächste Beitrag, die Erklärung der Stuhlarbeit, folgt am 10.05.2016