Durchführung der Stuhlarbeit
Zum vorherigen Beitrag (Die Erklärung zur Stuhlarbeit)
Siebter Termin: Die Stuhlarbeit
B: Wir machen heute etwas ganz Praktisches, etwas, was Ihnen bei Ihrem Trennungsgespräch ganz konkret helfen kann. Wir spielen das Gespräch in der Fantasie durch, und wenn Sie es dann tatsächlich führen, können Sie auf diese Erfahrungen zurückgreifen.
K: Ich weiß nicht, ob ich dazu genug Fantasie habe.
B: Ich glaube schon, als Architektin brauchen Sie ja auch Fantasie. Es gibt außerdem eine Hilfe. Wir werden Stühle aufstellen, die für die verschiedenen Personen stehen. Wenn Sie auf dem Stuhl sitzen, können Sie möglicherweise ganz wie diese Person agieren.
Ich stellte einen Stuhl hinter einen Tisch.
B: Das sind Sie hinter Ihrem Schreibtisch.
Ein zweiter wurde vor den Tisch platziert.
B: Das ist Ihr Partner Gerd vor ihrem Schreibtisch.
Ein dritter etwas abseits:
B: Das ist ein unbeteiligter Beobachter. Nun setzten Sie sich bitte auf Ihren Platz und sagen Sie Ihrem Partner, was zu sagen ist.
K: [nimmt Platz] Gerd, wir müssen reden. Ich erwarte, dass Du mir jetzt zuhörst, ohne mich zu unterbrechen. Unser Verhältnis ist ja schon so gut wie gelöst, Du hast schon seit vielen Monaten eine eigene Wohnung. Deshalb habe ich die Schlösser auswechseln lassen, Du kommst nicht mehr in mein Haus herein. Aber ich möchte Dich auch nicht mehr in der Firma sehen. Mit anderen Worten: Ich kündige Dir.
Danach setzte die Klientin dazu an, in Einzelheiten zu gehen.
B: Stopp, danke! Setzen Sie sich jetzt bitte auf den Platz Ihres Partners und sagen Sie, was er sagen wird.
K: Das kann doch nicht sein, Vera, ich liebe Dich doch schließlich noch! Denk an die vielen schönen Jahre, die wir miteinander verbracht haben, das kann doch nicht alles vorbei sein!
B: Stopp, jetzt setzen Sie sich bitte auf den Stuhl des unbeteiligten Beobachters. Was sagt der dazu?
K: Vera ist sehr sachlich, während Gerd sofort Gefühle ins Spiel bringt …
In dieser Form wurde das Gespräch fortgeführt. Als es sehr emotional wurde, fragte ich die Klientin, wie sie sich fühle. Sie antwortete, sie fühle sich hilflos, wie ein Kind. Ich legte also noch ein Kissen, möglichst weit weg vom Geschehen, auf den Boden.
B: Hier sitzt Ihr kindliches Ich. Sagen Sie ihm bitte: „Du hast mit dem Geschehen nichts zu tu, Du bist auch nicht schuld daran. Ich bin erwachsen, ich regele das.“
Nachdem die Klientin diesen Satz wiederholt hatte, ging es ihr besser und wir konnten mit der Stuhlarbeit fortfahren.
Nach Beendigung der Stuhlarbeit war die Klientin noch nicht ganz zufrieden:
K: Ich weiß jetzt, was ich sagen will, und der Trick, das Kindliche Ich aus der ganzen Sache herauszulassen, ist wirklich hilfreich, aber ich habe immer noch Angst vor dem „Brüllaffen“. Den habe ich hier zwar nicht gespielt, weil der mir zu fremd ist, als dass ich mich in ihn einfühlen könnte, aber er kommt bestimmt.
B: Gut, dann zeige ich Ihnen noch eine Technik, wie sie vielleicht den Ausbruch des „Brüllaffen“ verhindern, auf jeden Fall aber abmildern können.
Der nächste Beitrag, die Gewaltfreie Kommunikation, folgt am 10.06.2016