Durchführung der systemischen Einzelaufstellung
Zum vorherigen Beitrag (Die Erklärung zur systemischen Einzelaufstellung)
Dritter Termin: Die systemische Einzelaufstellung
Nach der Begrüßung und der Aufmerksamkeitsübung schilderte ich der Klientin die Vorgehensweise bei einer Einzelaufstellung. Frau M. war skeptisch, vor allem die Unmöglichkeit der Erklärung der repräsentativen Wahrnehmung ließen sie an dem Verfahren zweifeln. Da sie aber einsah, dass sie das zu stellende System ja kennt und dass es für sie somit möglich sein könne, die verschiedenen Rollen zu übernehmen, willigte sie in einen Versuch ein.
B: Beschriften Sie bitte in der eben genannten Art ein Blatt für sich selbst und ein anderes für Ihren Vater und eins für Ihre Mutter.
Nachdem die Klientin die Blätter beschriftet hatte, bat ich sie Ihr eigenes Blatt in die Hand zu nehmen und aufzustehen.
B: Atmen Sie tief … spüren Sie, wie Ihre Hände den Anker halten … spüren Sie, wie Ihre Füße den Boden berühren … nun machen Sie den ersten Schritt … und folgen der Bewegung, die entstanden ist und lassen Sie sich überraschen, wo Ihre Füße Sie hintragen … legen Sie den Anker ab und prüfen Sie, in welche Richtung er schauen will.
Ähnlich wurde der Bodenanker für Ihren Vater und für Ihre Mutter ausgelegt, so dass folgendes Bild entstand:
Ich ließ Frau M. aus verschiedenen Richtungen auf das Bild schauen, folgendes fiel ihr auf:
K: Mein Vater schaut nach außen, er schaut weder mich noch meine Mutter an, während wir beide ihn ansehen. Wir können uns aber gegenseitig nicht sehen, denn der Vater verdeckt die Sicht.
B: Auf was schaut der Vater?
K: Ich weiß es nicht, er schaut in Richtung Fenster, nach draußen.
B: Ist es ok für Sie, sich einmal auf den Bodenanker für Ihren Vater zu stellen?
Die Klientin folgt meiner Anregung.
B: Nun schließen Sie, wenn Sie möchten, Ihre Augen und richten Sie Ihre Wahrnehmung auf Ihre Füße. Haben Sie einen eher sicheren oder eher schwankenden Stand?“
K: Sehr sicher!
B: Streben Sie eher nach vorne oder nach hinten, nach links oder rechts?
K: Eher nach vorne.
B: Gibt es einen Unterschied in der Körperwahrnehmung zwischen der oberen und der unteren Körperhälfte?
K: Nein.
B: Und wenn Sie jetzt die Augen öffnen, wo möchten sie als erste hinschauen?
K: Vor mich, aber nicht zu weit, nicht aus dem Fenster hinaus,
Nachdem ich in Blickrichtung des Vaters eine kataleptische Hand etwa in Augenhöhe gehalten hatte:
B: Was repräsentiert diese Hand, was ist das, worauf Ihr Vater schaut?
K: Na klar, es ist die Firma!
Ich bat die Klientin, aus der Rolle „Vater“ herauszutreten, einen Bodenanker für die Firma zu schreiben und dort hin zu legen, wohin ich meine Hand gehalten hatte. Dazu benutzten wir ein anders gefärbtes Papier. Dann bat ich sie, sich noch einmal auf den Bodenanker des Vaters zu stellen.
B: Ist das Empfinden jetzt besser, schlechter, gleich oder anders?
K: Besser, der Drang nach vorn hat aufgehört.
Nachdem sich Frau M. auf ihren eigenen Bodenanker gestellt hat, fanden wir auf ähnliche Art und Weise heraus, dass noch ein Element des Systems fehlte: die Mitarbeiter. Diese platzierte Frau M. so:
B: Was fällt Ihnen auf, wenn Sie das Bild betrachten?
K: Alle schauen meinen toten Vater an, auch die Mitarbeiter.
B: Wen schauen Sie an?
K: Die Mitarbeiter.
B: Wir machen jetzt einmal einen Versuch: Wenden Sie sich jetzt bitte ihrem Vater zu.
Dann hielt ich eine kataleptische Hand so, dass sie über dem Anker des Vaters der Klientin zugewendet war.
B: Können Sie jetzt zu Ihrem Vater sagen: „Vater, ich danke Dir, dass Du die Firma aufgebaut hast. Nun aber habe ich die Verantwortung über sie. Ich bitte Dich deshalb, mir die Führung zu übergeben.“
Die Klientin wiederholte den Satz.
B: Wie fühlt sich das an?
K: Gut! Richtig! Und es ist endlich notwendig.
B: Ok, dann verschieben Sie bitte die Bodenanker so, dass sie zu den neuen Verhältnissen passen.
B: Gehen Sie bitte noch einmal in Ihre eigene Rolle. Wie fühlt sich das jetzt an?
K: Ich fühle mich jetzt von hinten gestützt und von Firma und Mitarbeitern beachtet.
B: Gehen Sie jetzt in die Rolle Ihres Vaters. Wie fühlt sich das für ihn an?
K: Er ist erleichtert. Er kann jetzt endlich die Verantwortung abgeben.
An dieser Stelle möchte ich die Beschreibung der Sitzung abbrechen. Wir haben noch längere Zeit mit der Mutter, der Firma und den Mitarbeitern gearbeitet und zusätzlich die Kunden als Element aufgenommen. Schließlich kam dieses Bild zustande:
Es fällt auf, dass Firma, Mitarbeiter, Frau M. und die Kunden in einem Kreis stehen und sich alle gegenseitig sehen. Vater und Mutter stehen hinter Ihrer Tochter und unterstützen sie.
Ich bat Frau M., das Bild in sich aufzunehmen und gab ihr die Bodenanker mit. Danach beendeten wir den Termin.
Der nächste Beitrag, die Erklärung zur Trauerarbeit, folgt am 10.02.2016