Arbeit mit Glaubenssätzen
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Fünfter Termin: Die Glaubenssätze
Beim vierten Termin frage ich die Klientin, ob noch etwas zum letzten Mal zu sagen sei. Sie verneint, bemerkt aber, dass sie inzwischen einmal von ihrem Vater geträumt habe, der Traum sei freundlich gewesen, viel freundlicher als ihre früheren Träume über ihn, bei denen er immer als strenger Mahner oder Kritiker aufgetaucht sei.
Ich schlage vor, dass wir uns heute um den Glaubenssatz: „Eine Frau bleibt bei Ihrem Mann“ kümmern, und sie willigt ein.
Refraiming
B: Wann haben Sie diesen Satz zum ersten Mal gehört?
K: Ich weiß es wirklich nicht, das war ein stehender Ausdruck bei uns, solang ich denken kann, hat meine Mutter ihn gesagt und danach gehandelt.
B: Welche Konsequenz hat das, wenn eine Frau immer bei ihrem Mann bleibt? Muss sie dann alles ertragen, was er ihr antut?
K: Eigentlich schon.
B: Auch wenn er sie hintergeht und betrügt?
K: Ja, wenn sie an den Satz glaubt.
B: Auch wenn er sie schlägt?
K: Ich weiß schon, es gibt Grenzen, wenn die überschritten werden, darf eine Frau ihren Mann verlassen.
Auf ähnliche Art und Weise habe ich dann nach den Prioritäten gefragt, was für sie eine höhere Priorität hätte, ihr eigenes Leben oder das ihres Lebensgefährten. Sie schätzte ihr eigenes Leben höher ein.
Ich suchte dann nach einem Gegenbeispiel und fragte sie:
B: Was glauben Sie, wer war sein ganzes Leben glücklicher, Ihre Mutter, die diesem Satz gefolgt ist, oder Ihre Tante, die sich ja von ihrem Mann getrennt hat?
K: Meine Tante, auf jeden Fall. Meine Mutter habe ich immer verbissen, ja verbiestert gesehen.
B: Hat Ihre Mutter also die Kompetenz, sich in Ihr Leben zu mischen und Ihr Verhältnis zu Männern zu bestimmen?
K: Eigentlich nicht.
B: Dürfen Sie sich also von Ihrem Lebensgefährten trennen, weil er Sie hintergangen hat?
K: Im Kopf weiß ich ja, dass ich das darf! Aber die Schuldgefühle sitzen trotzdem tief.
B: Suchen wir einen neuen Glaubenssatz, der den alten aufhebt.
K: Vielleicht: „Eine Frau muss nicht bei Ihrem Mann bleiben“?
Ich erklärte ihr dann, dass unser Unterbewusstsein, und das sei für Glaubenssätze zuständig, ein „Nicht“ einfach überhört. Für das Unterbewusstsein sei das also kein neuer Satz. Nach einigen weiteren Vorschlägen kam die Klientin dann auf den Satz:
„Ich darf meinen eigenen Weg gehen.“
B: Gut, der Kopf hat den neuen Glaubenssatz nun begriffen, aber noch nicht das Herz. Ich schlage Ihnen vor, noch einmal eine ähnliche Arbeit wie das letzte Mal zu machen, wobei ich Ihnen versprechen kann, dass sie nicht mehr so heftig ausfallen wird. Wir lernen das „Museum der alten Glaubenssätze“ kennen. Sind Sie bereit dazu?
K: Na, da bin ich gespannt, was Sie diesmal aus dem Hut zaubern!
Das Museum der alten Glaubenssätze
Nach einer Tranceeinleitung (siehe Termin 3) führte ich die Klientin auf einen großen Platz mit einer Baumallee, die zu einem alten Museum hinführt. Ich bat sie den Platz zu beschreiben, was sie sehen und riechen könne, welche Farben er habe, ob es warm oder kalt sei.
Auf Nachfrage beschrieb sie das Museum als einen klassizistischen Bau mit einer großen Außentreppe und heroischen Figuren an der Fassade.
Ich sagte ihr, dass sie eine Karte in Händen halte, auf dem der alte Glaubenssatz geschrieben stehe. Ich ließ sie die Karte genau beschreiben, die Farbe, die Schrift, die Einfassung.
Als sie das Museum betrat, zeigte sie dem Museumswärter ihre Karte als Eintrittskarte. Sie beschrieb das Innere des Museums als muffig und etwas düster. An allen Wänden hingen Blätter, Karten und Holz- und sogar Steintafeln mit alten Glaubenssätzen, die sie aber nicht lesen könne, denn sie seien zum Teil verblasst oder in fremden Sprachen, ja sogar in fremden Schriften geschrieben. Ich bat sie, einen passenden Platz für ihre Karte zu finden, was ihr auch ohne Schwierigkeiten gelang. Sogar ein Nagel sei schon an der richtigen Stelle eingeschlagen, so dass sie die Karte an ihm aufspießen konnte. Ich bat sie, ein paar Schritte zurückzutreten und das ganze Ensemble noch einmal zu betrachten und dann wieder zum Ausgang zu gehen. Dort ließ ich ihr vom Museumswärter eine neue Karte aushändigen. Nach Verlassen des Museums durfte sie die genau betrachten und las: „Ich darf meinen eigenen Weg gehen.“ Ich bat sie, diese Karte so zu verstauen, dass sie es immer bei sich hatte und es auch immer lesen könne, wenn es notwendig sei. Die Klientin steckte sie daraufhin in ihre Handtasche, „denn die habe ich immer dabei“.
Nach der Tranceausleitung (siehe Termin 4) sagte sie:
K: Ich bin gespannt, ob ich den neuen Glaubenssatz wirklich verinnerlicht habe!
B: Seien Sie nicht zu streng mit sich, es braucht Zeit. Sie haben den alten Satz fast ihr Leben lang mit sich getragen. Aber es hilft, wenn Sie die Karte tatsächlich schreiben, so, wie Sie es gesehen haben, und sie so aufhängen, dass Sie sie immer wieder anschauen können.
Danach beendeten wir den Termin.
Der nächste Beitrag, die Erklärung der Time Line, folgt am 10.04.2016