Stress: wieso hilft da die Natur?
Wenn unsere Vorfahren plötzlich einem Bären gegenüber standen, war das Stress pur: das Herz schlug bis zum Halse und das Adrenalin kam beinah zu den Ohren wieder heraus.
Auch wenn eine Jagd organisiert werden musste, war das Stress: hat man an alles gedacht, sind die Jagdhelfer richtig positioniert, schlägt der Wind plötzlich um und vergrämt das Wild? Das Leben im Einklang mit der Natur ist also alles andere als stressfrei.
Aber der Stress unserer naturverbundenen Vorfahren war „guter“ Stress, er wurde direkt in Handlungen umgesetzt, und körperliche Betätigung baut die Stresshormone ab. Natürlich konnte das auch schief gehen, ein Bär oder ein verwundeter Wisentbulle ist gefährlich.
„Schlechter“ Stress ist gefährlich
Heute kennen wir aber vor allem den ungesunden, „schlechten“ Stress. Der ist lang anhaltend, weil gegen seine Ursache vernünftigerweise nicht angegangen werden kann. Die Spannung bleibt. Wir können vor dem wütenden Chef oder dem mobbenden Kollegen weder weglaufen noch ihm einen Speer in den Bauch rammen. Auch drückende Schulden bleiben, da hilft kein Umzug.
Stress, der nicht kurzfristig in Aktionen mündet, führt zu anhaltenden Spannungen, Bluthochdruck und anderen gesundheitlichen Problemen. Er kommt erst seit jüngerer Zeit – so etwa seit der Neolithischen Revolution vor 5-10 Tausend Jahren – auf, das ist zu kurz für eine evolutionäre Anpassung. Als unsere Vorfahren anfingen, Ackerbau zu betreiben, konnten sie nicht mehr einfach einer Gefahr ausweichen, denn dann hätten sie nicht mehr ernten können und wären verhungert. Und es wurde Besitz notwendig: Äcker und Vorräte und Saatgut. Man fand sich plötzlich in einer Hierarchie wieder, die auf Reichtum gründete, und nicht mehr auf Leistung. Man „klebte an der Scholle“ und konnte nicht mehr „mit den Füßen abstimmen“.
Und so geht es uns auch uns heute, sogar in verstärktem Maße: Wir stehen nicht einem wütenden Bären gegenüber, sondern einer Situation, die genauso existentiell bedrohlich ist, der wir uns aber nicht durch Flucht entziehen können und die sich nicht durch Angriff auflösen lässt. Und so schlucken wir die Stresshormone herunter und ertragen die Situation. Das macht krank, körperlich und seelisch. Nebenbei: Leute mit wirklicher Macht, die können eine solche Situation ändern, sie leben daher stressfreier. Nur wer ihr hilflos ausgeliefert ist, wird krank. Stressfreie Menschen stehen entweder an der Spitze einer Hierarchie oder sie sind völlig bedürfnislos und somit auch unabhängig.
Und gegen all diesen Stress soll die Natur helfen?
Sie tut das, und zwar auf mehreren Wegen. Zum einen verführt sie uns dazu, dass wir uns bewegen, und wie wir wissen, baut Bewegung die Stresshormone ab. Ein Spaziergang durch den Wald oder einen nicht allzu überlaufenen Park hilft: man bewegt sich, man atmet tiefer, das Adrenalin wird neutralisiert. Und das Grün tut den Augen gut.
Besonders hilfreich ist es, mit Mutter Natur auch auf einer geistigen Ebene umzugehen. Mit der Erde, den Bäumen, Bächen und Pflanzen in Verbindung zu treten. Dann kommt noch ein anderer Effekt hinzu. Die Natur nimmt Ihre ungesunden Spannungen auf und wandelt sie so, dass sie ungefährlich werden. Sie werden dadurch gesundheitlich stabilisiert. Die Natur stoppt das „Hamsterrad im Kopf“, das sich immer wieder um die gleichen Probleme dreht und schenkt Ihnen Ruhe. Möglicherweise werden Sie danach diese Probleme in einem völlig anderen Licht sehen und vielleicht sogar eine vorher völlig unerwartete Lösung finden.
Waldbaden
In Japan hat diese Methode inzwischen den Namen „Waldbaden“ und schwappt als Mode zu uns herüber. Das ist eine gute Entwicklung, solange wir dieses Waldbaden nicht auf japanische Art zu machen versuchen. Das wäre dann nämlich wieder Stress, weil uns diese Kultur weitgehend fremd ist. Jedenfalls wurde aufgrund dieser Mode untersucht, welche Folgen der Aufenthalt im Wald hat. Und siehe da, die Wissenschaftler konnten feststellen, dass die Pheromone, die wir im Wald einatmen, stressmindernd sind. Die Wirkung ist also jetzt sozusagen amtlich und wird nicht mehr als esoterische Spinnerei und grüner Nonsens abgetan.
Probieren Sie es aus! Selbst wenn Sie dadurch scheinbar Zeit verlieren, sind Sie trotzdem effektiv, denn Sie können der Lösung Ihres Problems ein gutes Stück näher kommen, ohne darüber bewusst nachzudenken. Wenn Sie die Lösung vielleicht nicht unmittelbar finden, so können Sie doch aus einer anderen Perspekitve auf sie schauen. Und vielleicht verschwinden die Probleme ja schon dadurch.
Sie wissen nicht, wie das europäische Waldbaden geht? Wenden Sie sich an eine Naturschule in Ihrer Nähe oder direkt an mich, ich zeige es Ihnen gerne in meinem Seminar „Kraft schöpfen in der Natur“, das ich bei Bedarf abhalte.
aktualisierte Version vom 17. Okt 2013