Mein Coach spinnt!
Bei fast jedem Coaching ist der Coachee irgendwann einmal an dem Punkt, an dem er sagt oder zumindest denkt: „Mein Coach spinnt!“ Äußerungen des Coachs können einfach nicht mehr ernst genommen werden, weil sie anscheinend nicht zum Coachee passen.
Wenn Sie das Gefühl haben, gebe ich Ihnen einen guten Rat: Sprechen Sie es offen an! Der Coach muss es aushalten können, wenn der Coachee nicht seiner Meinung ist oder mit seinem Vorgehen überhaupt nicht zufrieden ist. Wenn er damit, also mit dieser sogenannten „narzistischen Verletzung“ nicht klar kommt, wechseln Sie den Coach! (Psychologen haben immer tolle Bezeichnungen für eigentlich ganz alltägliche Erscheinungen. Normale Menschen würden sagen, der Coach ist beleidigt, weil sein fachliches Können angezweifelt wird.)
Aus welchem Grund denkt nun der Coachee, also Sie, dass sein Coach spinnt? Dafür kann es zwei Gründe geben:
- Der Coach spinnt tatsächlich. Das heißt, sein Vorgehen und seine Vorschläge sind nicht angemessen und wenig hilfreich für Sie. Sagen Sie ihm das deutlich! Auch hier gilt: wenn es keine Einigung gibt, kann das Vertrauensverhältnis nachhaltig gestört sein und Sie sollten sich überlegen, den Coach zu wechseln. Vorher aber überlegen Sie sich gut, ob es nicht doch der zweite Grund ist, der Sie an der Intelligenz des Coachs zweifeln lässt.
- Das Vorgehen und die Vorschläge des Coachs gehen Ihnen auf die Nerven und erzeugen Bauchgrummeln. Dann kann es sein, dass Sie einen Treffer im „blinden Fleck“ haben. Das bedeutet, dass das, was der Coach sagt, sehr wohl zu Ihnen passt, dass sie das aber bewusst nicht erkennen können. Unbewusst, als Bauchgefühl, merken Sie sehr wohl , dass es passt. Doch Sie können es sich nicht eingestehen. Der Coach redet dann davon, dass der Coachee „sich im Widerstand befindet.“
Sagen Sie Ihrem Coach, wenn Sie nicht einverstanden sind
Jeder Coach sollte dankbar sein, wenn sein Coachee Widerstand zeigt. Er zeigt nämlich damit, dass er zur Zusammenarbeit bereit ist. Ein Coachee, der einfach nur alles „schluckt“, was ihm vorgesetzt wird, ist sehr viel schwerer für eine Verbesserung seiner Situation zu gewinnen. Da muss nämlich zuerst einmal der Widerspruchsgeist geweckt werden. Also, sagen Sie Ihrem Coach, wenn Sie nicht einverstanden sind!
Alte Gewohnheiten haben einen Nutzen für uns
Diese Barrieren sind nicht nur hemmend. Wir dürfen anerkennen, dass diese alte Gewohnheit, die wir nicht loslassen wollen, einen Nutzen für uns hatte und vielleicht sogar noch hat. Deshalb dürfen wir die Barriere als eine kreative und intelligente Art betrachten, mit Schwierigkeiten umzugehen. Wir sollten ihren Nutzen anerkennen, uns aber von diesem alten Vorgehen, das mehr Nach- als Vorteile bringt, lösen. So wird für die neue Situation angemessenes Verhalten möglich. Aber noch einmal: Sie dürfen sich als Coachee den Maßnahmen des Coachs widersetzen! Ich als Coach wertschätze ein solches Verhalten, Sie dürfen mich da beim Wort nehmen.
Ich würde es aber unter 4 Augen mit meinem Trainer erklären dass ich die Inhalte nicht verstehe. Manchmal ist es peinlich, wenn ein Teilnehmer das in einem Vortrag erklärt.
Hallo Stephan,
bei einem Training mit vielen Teilnehmern würde ich das auch vorschlagen. Ich habe im Beitrag allerdings von einem Coaching gesprochen, das in der Regel 1:1 ist. Und da lohnt es sich, bei Unklarheiten sofort zu intervenieren.
Schöne Grüße und Danke für Dein Interesse
Roland Scherer