Lösungsorientiert versus problemorientiert
Wie gehen Sie und ich normalerweise an Probleme heran?
Nun, in der Regel betrachten wir das Problem von allen Seiten und versucht auf diesem Weg eine Lösung zu finden. Wie aber schon Einstein wusste, kann man ein Problem nicht auf dem gleichen Weg lösen, auf dem es entstanden ist.
Auch in der klassischen psychologischen Therapie wird problemorientiert an die Schwierigkeiten der Klienten herangegangen. Dabei werden durchaus Erfolge erzielt, aber es dauerte sehr lange, auf diese Art und Weise zur Lösung zu kommen. Leider gibt es aber viel zu wenige Therapeuten für viel zu viele Klienten, so dass auch aufgrund der notwendigen langen Behandlungszeiten die Wartezeiten lang sind. Das haben auch die Psychotherapeuten Steve de Shazer und Insoo Kim Berg in den 70er Jahren beobachtet. Sie suchten also eine Abkürzung des Weges, die diesen Mangel beheben half, und (er)fanden die lösungsorientierte Kurztherapie. Diese Methode wird heute zunehmend in der Therapie, beim Coaching und bei beratenden Gesprächen angewendet.
Der Klient ist der Experte
Der Grundgedanke ist dabei, dass der Klient der Experte sowohl für sein Problem, als auch für dessen Lösung ist, dass er also die Lösung schon kennt, obwohl er sich dessen nicht bewußt ist. Der Therapeut oder Berater ist nur Experte für den Lösungsprozess, er kennt das Problem und die Lösung nicht. Er hilft dem Klienten, sich klar zu machen, wie der gelöste Zustand aussehen würde und begleitet den Klienten, den Weg dorthin selbstständig zu finden.
Klingt einfach, oder? Leider kleben wir zu sehr am Problemdenken, als dass es einfach wäre. Wir sind daran gewöhnt, uns Lösungen auszudenken und Ratschläge zu erteilen, wenn wir um Hilfe gebeten werden. Das aber sind unsere Lösungen, und nicht die des Ratsuchenden, sie werden nur zufällig zu ihm und seinen Problemen passen. Es braucht eine Menge Erfahrung und eine hohe Konzentration, um diesen uns so selbstverständlich erscheinenden Weg zu vermeiden. Und es braucht ein paar „Tricks“, den Klienten aus der Problemorientierung herauszuführen, denn von alleine kann das kaum jemand. Auch eine ehrliche Wertschätzung des Klienten ist notwendig, denn man muss sich immer wieder klar machen, dass er der Experte ist, und dass er es geschafft hat, trotz seiner Probleme erfolgreich zu überleben. Gurus sind bei der Lösungsfokussierung nicht erwünscht.
Die Lösungsorientierung geht vom Konstruktivismus aus, also von dem Gedangen, dass die Wirklichkeit nicht objektiv erkannt werden kann (das ist die Idee des Positivismus), sondern dass sich jeder seine eigene Wirklichkeit „konstruiert“. Oder, wie de Shazer sagt: „Wir wissen erst, was wir gefragt/gesagt haben, wenn wir die Antwort hören.“ Von daher werden wir bei der Lösungsorientierung auch keine Zeit mit Schuldzuweisung und Ursachenforschung verbringen, denn bei dieser Methode gibt es keine objektive Schuld und die Untersuchung der Ursachen des Problems führen nur tiefer in das Problem und nicht zur Lösung hin.
Wenn Sie diese Methode ausprobieren möchten, schauen Sie bitte auf meine Coaching-Seite oder auf die Seite der Lösungsfokussierten Gesprächsführung.