Aufräumen – wie außen, so innen
Ich habe es gehaßt: kaum hat man sich in seinem Zimmer wohl gefühlt, kam die Mutter an: „Aufräumen! Bei Dir sieht es aus wie im Schweinestall!“ Aber wenn man dann selber Kinder hat, geht man denen mit der gleichen Forderung auf den Geist. Dabei hatte man sich damals geschworen, das nicht zu tun. Aber jetzt ist man auf einmal der Meinung, dass Ordnung den Kindern gut tun könnte. Warum?
An der hermetischen Analogie („Wie oben, so unten; wie innen, so außen; wie der Geist, so der Körper“) ist wohl doch was dran: wenn man im Durcheinander lebt, kann man die Gedanken nicht ordnen, und wenn man alten Kram ewig aufhebt, belastet das. Meine Frau und ich sind deshalb übereingekommen: Sachen, die wir zwei Jahre nicht mehr benutzt haben, fliegen raus. Je nach Zustand, Wert und Interesse werden sie verkauft, verschenkt oder weggeworfen. Meistens nutzen wir dazu die Weihnachtsferien, um unbelastet ins neue Jahr zu gehen. Und bei der Hausräucherung zum 6.1. können wir uns dann freuen, wie viel Platz wir wieder haben. Und finden beim Rundgang meistens doch noch was, was wir vergessen haben zu entsorgen.
Denn es stimmt, aufräumen und wegwerfen entlastet. Und das nicht nur das Haus oder die Wohnung, sondern auch die eigene Seele. Nicht umsonst wird bei einem Messie eine seelische Störung (Desorganisations-Problematik ) diagnostiziert. Das primäre Problem ist nicht die Unordnung in der Wohnung, sondern die Unordnung in der Seele.
So schlimm wie bei einem Messie muss es ja nun nicht sein, aber es ist wie beim Gesichtsausdruck: wer lächelt, wird fröhlich, und wer aufräumt, wird frei. Die Unordnung war in früheren Zeiten sogar tödlich: wer erst nach seinem Speer suchen musste, wurde schnell zum Mitternachsts-Snack für ein Raubtier. Und wer verdorbenes Essen aufgehoben hat, hat mindestens eine Magenverstimmung riskiert. Und wer zu viele Sachen mit sich rumgeschleppt hat, konnte der Gruppe nicht folgen. Damals hat sich Unordnung und „Aufheberitis“ von alleine rausgemendelt. Heute müssen wir selber was dagegen tun. Aber es lohnt sich!