Der schamanische Schutzkreis
Vor vielen schamanischen Ritualen wird um den Ort des Geschehens ein sogenannter Schutzkreis gezogen. Meistens beginnt dieser Kreis im Osten und bildet einen Kreis rings um die Beteiligten, dessen Ende auch wieder im Osten verankert und mit dem Beginn verbunden wird. Der Schutzkreis besteht in der Vorstellung desjenigen, der den Kreis zieht, also meist des Ritualleiters, oft aus Licht oder Feuer. Manchmal wird auch ein zweiter Kreis über und unter den am Ritual beteiligten, so dass das Ritual mit einer „Schutzkugel“ umgeben ist. Die Kreise werden meist mit einem mehr oder weniger spitzen Gegenstand gezogen, zum Beispiel mit einem Ritualdolch oder einem Geweihstück – aber es reicht auch der ausgestreckte Zeigefinger.
Derjenige, der den Kreis zieht steht dabei in der Mitte des Geschehens und deutet mit dem Gegenstand dorthin, wo der Kreis entstehen soll, wobei er sich um sich selbst dreht. Dabei beschreibt er für die anderen Teilnehmer, wie er den Kreis zieht und aus welchem Material er ist. Weil der Kreis nicht abgeschritten werden muss, ist es möglich, ein großes Gebiet einzuschließen, wenn das notwendig sein sollte.
Die Funktion des Schutzkreises scheint klar zu sein: der Schutz des Rituals. Und man beobachtet auch, dass Störungen erst auftreten, nachdem der Schutzkreis am Ende des Rituals wieder aufgehoben wurde. Oft habe ich bei meinen Ritualen, wenn sie in der Natur durchgeführt wurden, beobachtet, dass wir während des Rituals ungestört waren, kurz danach aber auf einmal Gruppen von Wanderern auftauchten oder es zu regnen begann. Die eigentliche Funktion des Schutzkreises ist es aber – und von daher hat er einen falschen Namen – die Umgebung eines Rituals aus der alltäglichen Wirklichkeit herauszuschneiden und in die Anderswelt zu transponieren. Von daher ist es auch verständlich, dass die Wanderer erst auftauchten, als die Ritualumgebung wieder durch Aufheben des Schutzkreises in der alltäglichen Wirklichkeit gelandet war – sie sind eben ein Teil der alltäglichen Wirklichkeit und nicht der Anderswelt.
Allerdings gibt es andere Schutzkreise, die andere Funktionen haben. Zum Beispiel gibt es einen Ort, den ich nur selten besuchen kann, denn er liegt in Südfrankreich. An diesem Ort habe ich schon oft Rituale durchgeführt, so ist er für mich ein Kraftort geworden. Nun hatte ich beim letzten Besuch das Gefühl, dass dieser Ort gefährdet ist. So habe ich um ihn einen Schutzkreis gezogen und den beim Verlassen nicht mehr aufgehoben. So ist er weiterhin zum Teil in der Anderswelt und kann von mir leichter bei einer schamanischen Reise Besucht werden. Ich kann so „nach dem Rechten schauen“ und wenn nötig um Hilfe bitten.
Ich habe in diesem Blogbeitrag einige Fachbegriffe aus dem schamanischen Tun verwendet und sie nicht weiter erklärt, um den Beitrag nicht weiter aufzublähen. Wenn Sie sich für Einzelheiten interessieren, können Sie sie gerne mein e-Booklet „Eine Führung in schamanische Welten“ nachlesen. Und ich freue mich natürlich über einen Kontakt mit Ihnen.