Ein verlorener Seelenanteil
In der schamanischen Vorstellung wird bei einem Schock ein Teil der Seele abgetrennt und dieser „lebt“ dann in der Anderswelt. Der verlorene Seelenanteil „sieht aus“ wie der Klient zu dem Zeitpunkt, als der Seelenanteil verloren ging. Ausführlicher beschrieben habe ich das hier.
Ich hatte eigentlich geglaubt, alle meine verlorenen Seelenanteile zurückgeholt zu haben. Das hatte zwar länger gedauert, hat aber eigentlich ganz „klassisch“ funktioniert. Ich möchte Euch als Beispiel die Rückholung schildern, die am schnellsten gegangen ist.
Ich habe einige Reisen in die Anderswelt gemacht und dort nach meinen verlorenen Seelenanteilen gefragt. Schließlich haben mir verschiedenen Wesen den Weg gezeigt, und ich habe mich als Dreijährigen vor dem Mehrfamilien-Haus spielen sehen, in dem wir damals gewohnt haben. Aber es war nicht dieses Haus, es war wie eine Filmkulisse, die Nachbildung der Vorderfront wurde von Balken nach hinten abgestützt. Es wohnte natürlich auch niemand in dem Haus, was aber den Dreijährigen nicht zu stören schien. Es kam dann zu folgendem Gespräch zwischen uns: „Willst Du mit mir mitkommen?“-„Nö, darf ich nicht, die Mammi hat verboten, dass ich weggehe.“-„Sollen wir denn einen Ausflug machen?“-„Au ja! Aber ich darf ja nicht mit Fremden mitgehen!“-„Aber ich bin doch gar kein Fremder!“-„Stimmt! Können wir ins Wäldchen gehen?“ Und so bin ich mit ihm in ein nahe gelegenes kleines Wäldchen gegangen, das es damals wirklich gegeben hatte und was ihn brennend interessiert hat. Aber er durfte nie hin: „Zu gefährlich!“
Und so habe ich mit ihm auf weiteren schamanischen Reisen noch einige Ausflüge gemacht. Schließlich habe ich ihn davon überzeugen können, dass die Mutter nicht hinter den Vorhängen aufgepasst hat, dass er nicht weglief. Ich habe ihm zeigen können, dass das Haus gar nicht echt war. Bevor er mitkam, zog er sich nackt aus und legte seine Kleider ordentlich auf die Wiese. Und als ich fragte warum, antwortete er: „Die Mammi will mich ja garnicht, die will ja nur, dass meine Klamotten sauber bleiben. Da lass ich sie ihr hier, dann ist sie nicht traurig, wenn ich nicht mehr da bin!“ Und dann kam er mit, und ich habe erst da gemerkt, wie dringend mir der kindliche Seelenanteil gefehlt hat.
Vor kurzem hat mich mein „Schamanenvater“ Hans-Peter darauf aufmerksam gemacht, dass er glaube, mir fehle noch ein weiterer Anteil aus frühester Kindheit. Ich hatte zwar nicht den Eindruck, aber Anregungen von Hans-Peter folge ich immer gerne. Er hat eine große Erfahrung, und ich bin, wie die meisten anderen Menschen auch, auf einem Auge blind, was mich selbst angeht.
So habe ich mich wieder auf die Suche gemacht, und in einer Eishöhle etwas Eingefrorenes gesehen, das wie ein Embryo aussieht. Weil ich nicht weiter wusste, bin ich (in der Alltäglichen Welt) zu einer Kunsttherapeutin gegangen und habe mit dem Tonfeld gearbeitet – das habe ich im letzten Newsletter beschrieben. Nun weiß ich, ich muss das Eis mit meinen Händen schmelzen, bis ich das Wesen in den Händen halten kann. Wie es dann weiter geht – man wird sehen. Es bleibt spannend!