Es ist nie zu spät, unseren Kindern eine glückliche Kindheit zu schenken
Ja was soll denn das bedeuten? Wenn die Kinder nicht mehr klein, vielleicht sogar erwachsen sind, ist es doch wohl zu spät, oder? Schließlich kann man ja keine Zeitreise machen. Das würde nämlich zu einem Paradoxon führe: Wenn ich in der Vergangenheit verhindere, dass meine Mutter und mein Vater sich kennenlernt, würde ich ja nie geboren, könnte also keine Zeitreise machen, also Kennenlernen nicht verhindern …
Deshalb sind Zeitreisen in die Vergangenheit wohl unmöglich. Trotzdem sollen wir unseren Kindern nachträglich eine schöne Kindheit bescheren? Wie geht das?
Ob man eine schöne oder weniger schöne Kindheit hatte, entscheidet jeder für sich selbst, und zwar mithilfe seiner Erinnerungen. Nun sind Erinnerungen keine Tatsachen, sondern nichts anderes als die bewerteten Spuren unserer Erlebnisse in unserem Gedächtnis. Bewertet deshalb, weil wir uns nichts merken, ohne es mit etwas anderem zu verknüpfen.
Ob wir eine schöne Kindheit hatten, hängt also davon ab, an was wir uns erinnern und wie wir das bewerten. Neuere Forschungen haben sogar bewiesen, dass wir uns an Dinge erinnern, die wir nie erlebt haben, wenn sie plausibel sind. So kommt es, dass manche Leute eine schöne Kindheit hatten, obwohl sie objektiv Krieg und Not erlebt haben. Das aber wird ausgeblendet, man erinnert sich nur noch an die schönen Momente, die schrecklichen erhalten in der Erinnerung einen anderen Kontext, zum Beispiel wie man in solchen Momenten von der Mutter geschützt und getröstet wurde. (Diese Betrachtungsweise ist relativ neu in der Psychologie, man nennt sie narrativ.)
Erinnerungen bewerten also immer die Erlebnisse der Vergangenheit, und die kindliche Sicht auf die Dinge hat oft nichts mit dem tatsächlichen Geschehen zu tun. Ein negatives Beispiel sind die vielen Scheidungskinder, die denken, dass sie an der Trennung ihrer Eltern schuld seien. Objektiv ist das natürlich nicht richtig, und wenn sie älter werden, sehen das diese Kinder auch ein. Dennoch bleibt in vielen Fällen ein diffuses Schuldgefühl, das man nicht richtig greifen kann. Das Schuldgefühl wird jedes Mal wieder geweckt, wenn man an die Kindheit denkt.
Was also tun, um die negativen Spuren zu löschen?
Da hilft es, wenn wir an das Familienstellen denken. Für Leser, die mit dieser Methode nicht vertraut sind:
Beim Familienstellen werden vom Klienten Stellvertreter für Familienmitglieder in einen Raum gestellt, so dass sie für den Klienten das Familiensystem darstellen. Sonderbarerweise agieren diese Stellvertreter wie die Familienmitglieder, obwohl sie von diesen ja nichts wissen. Die Stellvertreter bewegen sich so im Raum, dass sie sich schließlich wohl fühlen. Dadurch werden Konflikte sichtbar. Der Coach lässt nun von verschiedenen Stellvertretern Sätze sagen, die diese Konflikte auflösen. Und diese Sätze haben auch im realen Leben eine verblüffend deutliche Wirkung. Woher das kommt, darüber diskutieren die Forscher noch. Nähere Informationen finden Sie hier.
Wenn nun aber ein von einem Stellvertreter ausgesprochener Lösungssatz eine solche Wirkung hat, wie groß ist dann die Wirkung, wenn der reale Mensch diesen Satz ausspricht, wenn also zum Beispiel der Vater zum Sohn sagt: „Was Du da getragen hast, das war immer meine Sache. Du kannst mir diese Belastung zurückgeben, ich weiß schon, was ich damit machen kann.“
Dazu musst Du Dir allerdings viele Gedanken um Deine Kinder machen und viele Gespräche mit ihnen führen. Was belastet sie? Wo liegen die Auslöser? Sei schonungslos ehrlich und frage Dich: „Was ist mein Anteil daran? Was würde ich heute anders machen?“ Aber auch: „Ist mein Verhalten wirklich die Ursache für die Probleme meiner Kinder? Hilft es ihnen, wenn sie die Ursache kennen?“
Dabei geht es nicht darum, Dir Schuld zuzuweisen. So, wie Du damals gehandelt hast, war es richtig, Du konntest aus der damaligen Sicht gar nicht anders handeln. Heute bist Du weiter, dennoch stehst Du zu Deinen damaligen Handlungen. Und Du kann Deinen Kindern erklären, wie Du ihre Erinnerungen siehst. Du solltest ihnen nicht vorwerfen, dass sie falsche Erinnerungen hätten! Auf das Kind haben die damaligen Handlungen so gewirkt, wie sie bis heute nachwirken. Du musst deshalb nicht nur ehrlich zu Dir selber, sondern auch zu Deinem Kind sein, und Du musst seine Vorwürfe ertragen und ernst nehmen.
Bei allen Problemen, die unser „falsches“ Handeln in der Vergangenheit vielleicht noch heute ausgelöst, gibt es einen Trost: Kinder sind fehlertolerant. Wenn man ein Kind mit Liebe und Sorgfalt zu erziehen versucht hat, spielen Erziehungsfehler nicht die Hauptrolle. Kinder haben ein feines Gespür dafür, ob sich Eltern ehrlich um sie bemühen. Und nicht alle Probleme eines Erwachsen oder Heranwachsenden gründen in seiner Kindheit. Die Zeit heilt durchaus nicht alle Wunden, um manche muss man sich liebevoll kümmern. Kinder verzeihen nur drei Sachen nicht: Lieblosigkeit, Bösartigkeit und Gleichgültigkeit. Und damit haben sie völlig Recht!
Wollen Sie Ihren Kindern das Geschenk einer glücklichen Kindheit machen? Dann stehe ich Ihnen gerne als Begleiter zur Seite. Kontaktieren Sie mich telefonisch oder per E-Mail.