Jammern Sie! Aber nicht zu lange!
Stellen Sie sich vor, Sie haben Ihren Untergang erlebt. Die Welt ist grau und kalt und böse. Sie wollen nicht mehr! Sie wollen den ganzen Büttel hinschmeißen und nur noch flüchten. Ihre Seele ist verletzt und sie jammern.
Wie der bekannte Trainer Schulze-Seeger sagt: „Jammern ist wie in die Hose machen, am Anfang erleichternd und warm. Aber mit der Zeit wird es eklig und kalt und stinkig.“ Also: jammern Sie! Auch wenn es nicht hilft, es entlastet und tröstet. Aber bevor es unangenehm und peinlich wird: Gehen Sie duschen und ziehen Sie sich etwas Neues an!
Übertragen heißt dies: Betrachten Sie die Situation, die sie fertig macht. Stehen Sie nicht einfach auf und gehen weiter wie bisher! Ein schlimmes Erlebnis kann man nicht einfach so „wegstecken“. Fragen Sie sich vielmehr: Was liegt in meiner eigenen Verantwortung? Was kann ich lernen? Und wenn etwas nicht in meiner Verantwortung liegt, wie gehe ich damit um? Wie komme ich vom Jammern zur Trauerarbeit? Wie finde ich meine Kraft wieder? Und vor allem, was tu ich jetzt?
Zum Jammern brauchen Sie Freunde, die auch mal unangenehme Gerüche aushalten und die Sie trotzdem umarmen. Die Sie aber dann zum Badezimmer begleiten. Und dann brauchen Sie jemanden, der Ihnen zeigt, wo die Seife liegt und wie Sie das warme Wasser anstellen können und wo die flauschigen Badetücher sind. Duschen müssen Sie sich allerdings selbst. Und sich auch anziehen, nachdem jemand ihnen geholfen hat, die Kleider zu finden, die in dieser Situation zu Ihnen passen. Und der sich dann zu Ihnen setzt und Ihnen hilft, aus der Situation zu lernen und einen neuen Anfang zu finden. Der Ihnen eine Hand reicht, damit Sie wieder aufstehen können.
Sagen Sie nur nicht, nur Frauen würden jammern!
Männer jammern auch, nur anders. Da liegt dann das Häufchen Elend nachts im Bett, hadert mit seinem Schicksal und zweifelt an sich selbst. Und der nächste Herzanfall lauert schon, weil mann sich nicht entspannen kann. Aber mann spricht um Gottes Willen mit niemand darüber! Es sei denn, der Druck ist zu groß, dann betrinkt mann sich, und dann darf mann auch laut jammern, weil mann ja nicht dafür verantwortlich ist, was mann im Suff sagt. (Kenne ich alles, ich bin schließlich auch ein Mann!)
Und am nächsten Tag wird weitergejammert, und dann wird es unverantwortlich: mann kehrt den harten Kerl heraus und macht Kollegen oder noch besser, weil einfacher, Mitarbeiter fertig. Das entlastet : „Seht mal diese Würstchen! Und seht mal wie toll ich bin!“ Und ihre Seele sagt: „Warum sagt mir denn niemand, wie toll ich bin, damit ich endlich mein Desaster vergessen kann?“ (Kenne ich auch, ist schon lange her, aber ich werde noch heute schamrot deshalb!)
Also, Jammern ist nicht abhängig vom Geschlecht. Und Jammern ist auch nichts, wofür man sich schämen müsste. Schlimm ist es nur, wenn man aus dem Jammern nicht mehr heraus kommt. Denn mit Jammern allein wird auf die Dauer nichts besser.
Brauchen auch Sie jemanden, der Ihnen den Weg zum Badezimmer zeigt? Dann kontaktieren Sie mich!