Kann jeder Schamane werden?
Die meisten Leute, die sich für das Schamanentum interessieren, können auch schamanisch reisen. Natürlich benötigen Sie dazu eine entsprechende Einweisung und Geduld und Übung, aber es funktioniert. Die persönliche Grundvoraussetzung ist also in fast allen Fällen vorhanden.
Jetzt kommt das dicke Aber: Selbst derjenige, der sich viele Jahre mit dem Thema beschäftigt und schamanisch gearbeitet hat, wird sich nie als Schamane betrachten. Je weiter er fortgeschritten ist, desto mehr wird er wissen, was er noch nicht weiß und kann. Er wird immer das Gefühl haben, auf dem Weg zu sein, nie glauben, dass er wirklich angekommen ist. Da hilft auch keine „Einweihung“ von anderen Schamanen, denn es gibt kein Diplom. Mit diesem Zweifel muss er leben und arbeiten. Deshalb werden Sie kaum einen seriösen schamanisch Arbeitenden finden, der sich selbst als Schamanen bezeichnet.
Wird es also nie einen Schamanen geben? So ist das nun auch wieder nicht. Es gibt etliche Menschen, die von anderen, denen sie geholfen haben und die sie und ihre Arbeit kennen, als Schamane bezeichnet werden. Und dann, denke ich, sind sie Schamanen, ungeachtet ihrer Selbstzweifel.
An diesen Punkt zu kommen, ist allerdings jahrelange Arbeit. Man verbringt zuerst einmal viel Zeit mit dem Nachdenken und dem Kennenlernen seiner selbst. Und dann muss man sich selber heil machen. Der Weg ist anstrengend und schmerzhaft und hört nie auf. Man muss liebgewonnene Überzeugungen über Bord werfen und erfährt Dinge über sich, die man nie wissen wollte. Wer da nicht ehrlich und aufrichtig gegenüber sich selbst ist, kommt nicht weiter. Die Helfer der Anderswelt bemerken jede Lüge und verweigern ihre Unterstützung. Erst wenn man auf diesem Weg ist, kann man, und auch das gehört zum Schamanen, andere Menschen unterstützen, damit auch diese heil werden.
Und noch etwas ist traditionell Voraussetzung dazu, dass man sich auf dem Weg zum Schamanen befindet: Man muss eine Schamanenkrankheit durchlitten haben. Das ist eine Krankheit seelischer oder körperlicher Art. Sie wird einem Menschen geschickt als Hinweis, dass er sich auf den Weg zu machen hat. Man kann sich diesem Auftrag nicht entziehen, sonst hört die Krankheit nicht auf. Erst wenn man dann endlich die Botschaft verstanden hat, und beginnt, sie mit schamanischen Mitteln zu be- und verarbeiten, geht es einem besser. Die Krankheit lässt sich nach einiger Zeit auch beherrschen, achtet aber ständig darauf, ob man in seinen Bemühungen nachlässt. Dann macht sie sich wieder bemerkbar.
Schamanisch Arbeitende gibt es heute viele, man hat sogar den Eindruck, dass es zu viele sind. Wenn man dann allerdings die abzieht, die nur für sich arbeiten, sind es weniger als früher.
In alten Zeiten hatte jede Sippe einen Schamanen, das waren dann so 1-2%. Da ist heute noch viel Luft nach oben: mindestens 800.000 würde dieser Prozentsatz für das heutige Deutschland bedeuten! Eine ganze Großstadt voller Schamanen! Und die Voraussetzung, eine Schamanenkrankheit zu überleben, ist für eine solche Menge an Leuten auch gegeben. Denken Sie an Ihren Bekanntenkreis, wer hat da nicht alles eine schwere Krankheit gehabt, wer hatte nicht alles ein Nahtoderlebnis!
Um es noch einmal zusammenzufassen: Schamanisch reisen kann nach entsprechender Ausbildung und mit entsprechendem Interesse fast jeder. Unter Anleitung für sich selbst schamanisch zu arbeiten ist also problemlos möglich. Aber damit ist man noch kein Schamane.
Dazu muss man auch für andere erfolgreich arbeiten, nachdem man einen „Ruf“ erhalten hat, dem man mit Ausdauer und Zähigkeit gefolgt ist. Das Potential der schamanisch begabten ist aber in Deutschland bisher auf keinen Fall ausgeschöpft.