Männer, wehrt Euch!
Männer und Beziehungen
In letzter Zeit habe ich mit mehreren jungen Frauen gesprochen, und sie haben alle über das gleiche geklagt. Es sind durchaus attraktive Frauen (auch mit 64 kann ich das noch beurteilen, meine Herren!), so Anfang bis Ende Zwanzig, unverheiratet, mit beiden Füßen im Leben und im Beruf stehend. Und alle haben sie über die unzuverlässigen Männer geklagt, die mit 30 immer noch nicht wissen, ob sie jetzt eine ernsthafte Beziehung wollen oder nicht oder vielleicht doch, aber erst später, oder lieber doch nicht.
Das Verhalten der Männer wundert mich nicht. Ich weiß, dass viele Angst haben, von Frauen in einer Beziehung verletzt zu werden. Sie hatten nie Vorbilder, von denen sie lernen konnten, wie ein Mann mit einer Frau gleichberechtigt umgeht. Väter waren nicht da – wegen Scheidung oder weil sie bei der Arbeit waren – und wenn sie mal auftauchten, wollten sie ihre Ruhe haben. Man hört von diesen jungen Männern Sätze wie: „Ich habe nie gesehen, dass sich mein Vater gegen meine Mutter gewehrt hat!“
Umgang mit Frauen
Gleichberechtigten Umgang haben sie also nie gelernt, sie haben in ihren prägenden Jahren Frauen nur als überlegen kennengelernt: als Mutter, Kindergärtnerin, oder Lehrerin. Was ein Mann ist und was ein Mann macht, konnten sie nie lernen, Männer waren einfach nicht da. So, und wie gehen dann solche Männer mit Frauen um?
- Macho – Das traditionelle Männerbild aus dem Kino sagt ja, dass ein Mann einer Frau überlegen sein muss. Die Männer, die die Macho-Lösung bevorzugen, versuchen dann ihre Frauen klein zu halten, mit psychischen oder physischen Mitteln. Das gibt keine gesunde Beziehung. Frauen, die älter sind als 16 wollen so einen nicht haben, denn sie spüren seine Schwäche, die er mit Gewalt zu verbergen sucht. Diese Männer kennen den Unterschied zwischen Stärke und Gewalt nicht.
- Softi – Um Streit mit Frauen zu vermeiden, gibt der Softi stets nach. Er kennt keine andere Lösung, um eine Auseinandersetzung mit Frauen zu führen. Die meisten Frauen allerdings können mit einem solchen Verhalten nichts anfangen, sie wünschen sich einen gleichberechtigten Partner, an dem sie sich auch einmal reiben können.
- Vogel Strauß – Diese Männer drücken sich vor einem engen Verhältnis mit Frauen. So weichen sie Auseinandersetzungen aus, denn sie lassen Frauen nie nah genug an sich heran kommen, als dass es zu Reibereien kommen könnte. Manche trinken oder gehen fremd, um Frauen vor einer engeren Bindung abzuschrecken. Sie wählen lieber das bekannte Übel – wohnen im Hotel Mama – als das unbekannte Abenteuer einer eigenen Familie.
Was kann also ein Mann tun, der diese drei Irrwege nicht gehen will, der eine echte, gleichberechtigte Partnerschaft sucht?
Die gleichberechtigte Partnerschaft
Erst einmal muss er erfahren, was einen Mann ausmacht. Da er es in seinen prägenden Jahren nie selbst – sozusagen am lebenden Objekt – lernen konnte, muss er es jetzt auf die harte Tour erfahren. Sorry, Jungs, es dauert, Ihr solltet Euch mit Männern unterhalten, die es geschafft haben, und auch mal das ein oder andere einschlägige Buch in die Hand nehmen. Ich helfe Euch gerne, das richtige zu finden.
Dann muss er erfahren, was eine Frau ist. Er muss Frauen zuhören lernen, wirklich hinhören, ohne direkt Ratschläge zu geben. Er muss lernen, was sie sich wünschen und was sie brauchen. Und er muss lernen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, mit ihnen zu streiten, ohne sie zu verletzen und auch ohne sich selbst zu verletzen. Dazu braucht er Frauen, die es gut mit ihm meinen und ihn fordern. Mama hilft da nicht.
Schließlich muss er lernen, den Weg des Kriegers zu gehen. Der Krieger ist nicht jemand, der andere bekämpft (das ist ein Soldat), der Krieger kämpft gegen die eigenen Schwächen, er trifft eine Entscheidung und folgt dann dem eingeschlagenen Weg ohne Reue. Er geht diesen Weg, weil er sich für ihn entschieden hat, nicht weil er „gut genug für seinen Großvater“ war. Wenn er merkt, dass dieser Weg verkehrt ist, ändert er konsequent seine Richtung, ohne über „verschüttete Milch“ zu lamentieren. Er kennt sich selbst und kann deshalb offen und freundlich zu Anderen sein, auch zu Frauen.
Und wie geht es jetzt weiter?
Auf dem Weg zum Mann werdet ihr lernen, Euch mit Frauen gleichberechtigt auseinander zu setzen und Eure Angst vor einem Streit mit ihnen verlieren. Die Partner-Kommunikation muss geübt werden, und ihr müsst Euch mit Eurer Partnerin absprechen, wie Auseinandersetzungen bei Euch ablaufen sollen. Holt Euch Hilfe (z.B. bei mir), wenn Ihr nicht wisst, wie das geht. Und dann müsst Ihr Euch beide an diese Absprachen halten – auch Ihr, liebe Frauen, mögt ihr rhetorisch noch so überlegen sein. Lasst ihn zu Wort kommen, lasst ihm Zeit, seine Gedanken zu entwickeln.
Der Weg ist nicht einfach und er dauert ein Leben lang. Ich weiß das, weil ich ihn selbst zusammen mit meiner Frau gegangen bin – und wir sind noch nicht am Ziel. Aber vielleicht habt Ihr anschließend das befriedigende Gefühl, als Mann gelebt und Euren Kindern gezeigt zu haben, was einen Mann ausmacht. Die haben es dann nicht so schwer wie Ihr. Wenn Ihr mehr darüber wissen wollt, begleite ich Euch gern ein Stück weit.