Bahnsteig 9 3/4: ein Übergang in die Anderswelt?
Erinnern Sie sich an die „Harry Potter“-Roman und wie die Kinder zum Zauberinternat Hogwarts gereist sind? Sie sind vom Bahnsteig 9 3/4 losgefahren, der für uns „Muggels“ natürlich nicht zu erreichen ist. Der Eingang zu diesem Bahnsteig ist eine solide Mauer zwischen den alltäglichen Bahnsteigen 9 und 10 im ganz realen Bahnhof King’s Cross in London.
Erinnern Sie sich auch noch, wie die Zauberlehrlinge den Eingang durchquert haben? Sie sind mit ihrem Gepäck einfach auf die Mauer zu gerannt, ängstlich, aber entschlossen und voller Vertrauen. Und Peng! waren sie in einer anderen Welt.
Und was hat das Ganze jetzt mit uns zu tun? Nun, auch die schamanische Reise beginnt in der alltäglichen Wirklichkeit und man muss erst eine Mauer – wie auch immer sie geartet sein mag – überwinden, um in die Anderswelt zu gelangen. Auch dabei muss man diesen Widerstand entschlossen und voller Vertrauen in den Erfolg überwinden.
Das Problem ist nämlich: wir können nur in die Anderswelt kommen, wenn wir wissen, dass sie existiert. Und wir wissen nur, dass sie existiert, wenn wir schon mal da waren. Die Kunst ist es nun, dieses Paradoxon fröhlich zu akzeptieren und die Anderswelt zu bereisen. Manchmal hilft, einfach so zu tun als ob wir schon da wären, um unseren vor Frust heulenden Intellekt zu beruhigen. Und immer hilft, das kindliche Ich handeln zu lassen, denn für das sind solche Paradoxen nichts Besonderes, für ein Kind ist die ganze Welt noch ein Paradoxon. Erst wenn wir „erwachsen“ werden, kommen wir damit nicht mehr klar und müssen alles erklären.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Harry Potter ist kein schamanischer Roman, Magier sind etwas völlig anderes als Schamanen, hier kann man nachlesen, weshalb. Aber ein paar Prisen Schamanismus hat Frau Rowling wohl reingemischt.